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Gedenken und Erinnern

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Mit dem Gedenken an den 60. Jahrestag der Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz hat die Reihe der Veranstaltungen begonnen, welche sich in diesem Jahr aufdrängen. Das Geschichtsdatum 1945 hat ein so erdrückendes Gewicht, daß nicht nur Deutschland, sondern die ganze Welt nicht daran vorbeigehen kann. Es war ja schließlich ein „Weltkrieg“ gewesen, der vor sechzig Jahren sein Ende gefunden hatte. Und dieses Ende besiegelte auch das Ende einer ganz bestimmten Epoche. Ihr gelten die vielen Anlässe des Gedenkens. Aber Geschichte setzt sich bekanntlich fort. Wenn 1945 auch zunächst eine „Stunde Null“, eben das Ende eines bestimmten epochalen Abschnitts, bedeutete, so ging unsere eigene wie die Weltgeschichte ja weiter. Und mit diesem Schnittpunkt beginnen die Übergänge von „Gedenken“ und „Erinnern“. Erinnern gründet auf persönlich Erfahrenem und Erlebtem. Gedenken hat vor allem das intellektuell Erfaßte und dadurch Nachfühlbare zum Hintergrund. Der 27. Januar nennt sich auch deshalb Gedenktag an die Opfer des nationalsozialistischen Gewaltregimes, weil immer weniger der heute Lebenden noch Erinnerungen daran haben. Er soll aber auch Mahnung sein, daß sich solches nicht wiederholen darf. Mit 1945, nach der sogenannten „Stunde Null“, beginnt für viele die Zeit des Erinnerns. Mit Auschwitz wurden unter anderen auch die in Deutschland gelegenen Konzentrationslager Sachsenhausen und Buchenwald befreit. Wenn auch nicht Massenvernichtungslager wie Auschwitz, so waren doch auch sie furchtbare Folter- und Mordstätten. Und dort setzte sich mit ihrer Übernahme durch die Sowjets fort, was bis zum Mai 1945 die NS-Schergen verbrochen hatten, teilweise durch die gleichen Folterknechte. Die abstoßende Provokation durch die NPD-Fraktion im Sächsischen Landtag in der vergangenen Woche hat jenen politisch Korrekten Auftrieb gegeben, die allein dem Gedenken und Erinnern an die NS-Verbrechen noch Raum geben wollen. Das könnte diesem Jahr des Gedenkens und Erinnerns einen historischen Tiefschlag versetzen. Vor sechzig Jahren gingen eben nicht nur das NS-Regime und der Zweite Weltkrieg zu Ende. Es begannen zur gleichen Zeit die Massenvertreibungen aus den deutschen Ostprovinzen und der Tschechoslowakei sowie der Ostpolen aus den sowjetischen Annexionsgebieten. Die Sowjetunion „holte“ zudem ihre Gefangenen und Zwangsarbeiter „heim“. Was mit diesen armen ausgehungerten Wesen geschehen ist, kommt einem zweiten „Auschwitz“ ziemlich nahe und wird noch immer in Schweigen gehüllt. Es begann die „sozialistische Umwandlung“ der sowjetischen Okkupationsgebiete – die sogenannte Bodenreform mit der Enteignung, Verhaftung, Vertreibung, Trennung und Entmündigung der Bauernfamilien mit mehr als 100 Hektar Bodenfläche, die Enteignung der althergebrachten industriellen Unternehmerschaft, weiter Bereiche des Handels, der privaten Geld- und Versicherungswirtschaft, was praktisch einer Enteignung der Sparvermögen der Gesamtbevölkerungen gleichkam. Die Tragödie des sinnlosen, verbrecherischen, ideologisch motivierten Despotismus und der Menschenvernichtung hat nicht am 8. Mai 1945 ihr Ende gefunden. Wenn der sechzigsten Jahrestage politischer Verbrechen gedacht wird, müßten für dieses Jahr noch viele Tage auf den Kalendern markiert werden.

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