Leiser Regen setzt ein, als der Sarg Carl Gustaf Ströhms auf einer Bahre ins Freie geschoben wird. Bescheiden hat sich der am 14. Mai in Wien im Alter von 74 Jahren verstorbene Publizist seine Beisetzung gewünscht. Von den rund 80 erschienenen Familienangehörigen und Freunden paßte am vergangenen Donnerstag nicht einmal die Hälfte in die kleine Kappelle auf dem Friedhof von Kötschach, in der sich zwei Dutzend Kränze türmen. Kötschach ist ein kleines Nest in einer der beliebtesten Wintersportregionen Kärntens. Carl Gustaf Ströhm hatte sich vor Jahren bei einem Urlaub in diesen Ort verliebt und ein Ferienhaus erworben, in dem er und seine Familie viele glückliche Tage verbrachten. Noch im Januar war er dort Ski gelaufen. Nicht in der Metropole Wien, sondern in einer entlegenen Bergregion wollte er seine letzte Ruhe finden. Gefaßt nehmen die Witwe Elisabeth Ströhm und die beiden jungen Söhne Abschied. Es werden kurze Ansprachen gehalten. Der evangelische Pfarrer Rapp skizziert Ströhms verschlungenen baltisch-deutsch-russischen Lebenslauf. Ein Vertreter der kroatischen Wochenzeitung Slobodna Dalmacija dankt für die Mitarbeit des Publizisten, der Vorsitzende des kroatisch-deutschen Freundschaftsverbandes würdigt Ströhms Verdienste um die Wiedererlangung der nationalen Freiheit des kleinen Balkanlandes. Immer wieder wird Ströhms Einsatz für die kleinen Völker des Ostens betont. Gut ein Drittel der Anwesenden sind Kroaten. Eine Ansprache hält auch Otto Scrinzi für die österreichische Zeitschrift Aula. Alle Teilnehmer sind bewegt, als die Schwester, Gita Körbel, an die gemeinsam verbrachte Kindheit mit ihrem Bruder Carl Gustaf erinnert, den zärtlichen, einfühlsamen, gebildeten Mann und glücklichen Familienmenschen beschreibt und sich im Andenken an die im selben Familiengrab beigesetzte russische Mutter mit den Zeilen aus einem bekannten kosakischen Wiegenlied verabschiedet: „Spi, mladyenets, moi prekrasny, bayushki bayu.“ Fotos: Beisetzung von Carl Gustaf Ströhm: Im Bergdorf Kötschach-Meuthen nahe der italienischen Grenze wurde der Osteuropakorrespondent und JF-Kolumnist im Beisein von rund 80 Angehörigen und Freunden beerdigt Trauerzug: Nahezu ein Drittel der Trauernden war aus Kroatien angereist Letztes Geleit in Kötschach: Unter den Trauergästen u.a. Andreas Mölzer (links), Herausgeber der Wochenzeitung „Zur Zeit“, und Otto Scrinzi von der Zeitschrift „Aula“ (rechts, neben der Witwe, Elisabeth Ströhm)