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Roter Terror

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Einer der bekanntesten kubanischen Dissidenten, der 58jährige Lyriker und Journalist Raúl Ramon Rivero Castañeda, ringt mit dem Tod. In einem dramatischen Appell hat sich nun seine Frau Blanca Reyes an die Öffentlichkeit gewandt und an „alle demokratischen Regierungen dieser Welt“ appelliert, auf das kommunistische Regime in Havanna einzuwirken, daß ihr Mann ausreichend medizinisch versorgt wird, um so das Schlimmste zu verhindern. Während die Weltöffentlichkeit auf den Irak schaute, war Raúl Rivero im Frühjahr vergangenen Jahres zusammen mit 74 weiteren kubanischen Regimekritikern überraschend festgenommen und vor Gericht gestellt worden. Die Anklage lautete auf „Hochverrat“, „Konspiration mit den Vereinigten Staaten“ und „Untergrabung der Prinzipien der Revolution“. In den aufsehenerregenden Prozessen, die ein abruptes Ende des vorsichtig eingeleiteten politischen Tauwetters auf der sozialistischen Karibikinsel nach sich zogen, wurden die Angeklagten im April 2003 zu insgesamt 1.454 Jahren Haft verurteilt. Rivero bekam, entsprechend dem berüchtigten Gesetz 88 von 1999 (Ley de Protección de la Independencia Nacional y la Economía de Cuba/Gesetz zur Sicherung der nationalen Unabhängigkeit und Wirtschaft Kubas), 20 Jahre. Die drakonischen Strafen hatten vor allem in Spanien, das sich dem lateinamerikanischen Kontinent in besonderer Weise verbunden fühlt, Proteste ausgelöst (JF 25/03). Die kubanische Verhaftungswelle wurde auch von der Uno-Menschenrechtskommission und von Papst Johannes Paul II. öffentlich verurteilt. Im Juni 2003 wandte sich dann auch die EU offiziell an Havanna und forderte die sofortige Freilassung der politischen Gefangenen. Das Castro-Regime ließ sich nicht beeindrucken – man verzichte eben künftig auf humanitäre EU-Hilfe. Auch der Menschenrechtsbeauftragten der Bundesregierung, Claudia Roth (Grüne), wurde im September 2003 die Einreise verwehrt. Zahlungskräftige Touristen aus Deutschland oder anderen EU-Ländern empfängt man auf dem sozialistischen Inselparadies hingegen gern. Raúl Rivero, der vor seiner Haft die 1995 von ihm gegründete unabhängige Nachrichtenagentur Cuba Press leitete und zu den profiliertesten Kritikern des Castro-Regimes zählte, hatte bereits eineinhalb Monate nach Strafantritt 20 Kilo Gewicht verloren. Wer die Verhältnisse in kubanischen Haftanstalten kennt, weiß, daß langjährige Strafen oftmals nichts anderes bedeuten als ein unausgesprochenes Todesurteil. Die Ernährung und die ärztliche Versorgung der Häftlinge gilt als völlig unzureichend, die Zellen sind vor allem in den schwülen Karibiksommern unerträglich heiß. Tausende von Moskitos quälen die Gefangenen. Zu den besonderen Bosheiten der Diktatur gehört es, die Gefangenen weit entfernt von ihren Wohnorten einzusperren, um den Angehörigen Gefängnisbesuche so gut wie unmöglich zu machen, denn aufgrund der desolaten öffentlichen Verkehrsmittel sind weite Strecken nur unter größten Mühen zu bewältigen. Blanca Reyes hat ihren Mann zum letzten Mal am 19. August im Gefängnis von Canaletas besucht, das 400 Kilometer östlich der Hauptstadt Havanna liegt. Die unmenschlichen Haftbedingungen führten bei ihm zu einer nachhaltigen Schädigung der Lunge, die dringend medizinisch behandelt werden muß. „Ich hatte Medikamente mitgebracht, die mein Mann braucht, um zu überleben, aber die Gefängnisleitung hat mir verboten, sie ihm zu geben“, schilderte Reyes die Begleitumstände ihres Besuches. Sie appellierte vor allem an Schriftsteller und Journalisten, aber auch an Politiker, ihre Bemühungen zu verdoppeln, um eine Freilassung ihres Mannes zu erreichen.

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