Auch die kleinsten Gemeinden bleiben von der Antisemitismuskeule nicht verschont. Die fünf Kilometer südlich von Berlin liegende Stadt Teltow bildet da keine Ausnahme. Oder doch? Was bewog die Anwälte der Erben der jüdischen Familie Sabersky und sogar den Kreisverband der PDS dazu, sich von der Antifa zu distanzieren, die der „antisemitischen Zonen-Gemeinde“ zeigen wollte, wo der antifaschistische Hammer hängt? In der kleinen 18.700 Einwohner zählenden Gemeinde kauften sich um 1870 die Brüder Max und Albert Sabersky ein 84 Hektar großes Gelände um den ehemaligen Gutshof Seehof. Dieses wurde mit Ausnahme des Gutshofs und einiger von der Familie bewohnter Grundstücke ab 1934 nach Abschluß eines Parzellierungsvertrags vom Oktober 1933 mit einem Unternehmer und eines Aufschließungsvertrags mit der Stadt Teltow geteilt und bis 1940 an rund 1.000 Siedler verkauft. Eine Erbengemeinschaft beantragte bereits 1991 Rückübertragung, was die zuständigen Vermögensämter ebenso wie das später angerufene Verwaltungsgericht Potsdam ablehnten. Das Bundesverwaltungsgericht verwies 1997 und 1999 das Verfahren zum Potsdamer Verwaltungsgericht zurück. Am 26. November letzten Jahres haben die Leipziger Richter in einem Musterprozeß den brandenburgischen Landkreis Potsdam-Mittelmark dazu verpflichtet, die Grundstücke an die Erbengemeinschaft zurückzuübertragen. Damit hoben sie ein Urteil des Potsdamer Verwaltungsgerichts vom Oktober 2002 auf und erkannten den verfolgungsbedingten Verkauf des Sabersky-Besitzes in der Zeit des Nationalsozialismus an. Die Seehofer hielten diesen Richterspruch für falsch, verweisen auf redlichen Erwerb, was die Antifa als Weigerung wertete, „wenigstens einen Teil des Unrechts wiedergutzumachen“. Für den 24. April rief die „Antifa Nordost“ unter dem Motto „Schon GEZahlt? Antisemiten den Boden entziehen!“ zu einer Demonstration auf, die „den Frieden dieser antisemitischen Dorfgemeinschaft stören“ sollte. Mit israelischen Panzern Entschädigung eintreiben Zahlreiche Seehofer sollten wenigstens die Entschädigung an die Anspruch stellende jüdische Erbengemeinschaft Sabersky zahlen, so eine der Forderungen auf der Internetseite www.antifanews.de. Selbst der Anwalt der Erbengemeinschaft bezeichnete die Standpunkte der Berliner als „wenig dienlich“, da man auch ohne die „völlig überzogenen Forderungen“ auf dem besten Wege zu einer Einigung sei. Die PDS Potsdam-Mittelmark verurteilte die beabsichtigte Demo von Antifa-Gruppen aus Berlin und Brandenburg gegen von Rückübertragung betroffene Einwohner in Teltow-Seehof. Man habe sich vom ersten Tag an gegen das verheerende Prinzip „Rückgabe vor Entschädigung“ ausgesprochen, heißt es in einer Verlautbarung. Altes Unrecht sollte nicht durch neues, wiederum staatlich verordnetes Unrecht ersetzt werden. In völliger Verkennung der historischen und gesetzgeberischen Tatsachen mache sich nun die Antifa-Bewegung zum Handlanger einer bundesdeutschen Politik. Trotz der Proteste durch alle Lager wurde die Demonstration genehmigt und durchgeführt. Es kam zwar nicht zu den befürchteten Krawallen, jedoch zu Verbalattacken gegen die wenigen Einwohner, die sich vor die Türen trauten. 50 bis 70 Demonstranten der Autonomen Antifa skandierten: „Teltow-Seehof wird bald weichen, Deutschland von der Karte streichen!“ In Anlehnung an israelische Maßnahmen forderte man gar „Hubschraubereinsatz“ und bezeichnete die Seehofer als „Palästinenser“. Dieser „Dorfmob“ hätte es nicht anders verdient, wenn „ein paar Panzer mit Stern die Entschädigungen eintreiben würden“. In der Stadtverwaltung Teltow herrscht nach der Demo anscheinend gelassene Stimmung. Man sehe sich zu keinen weiteren Schritten veranlaßt, so der Referent des SPD-Bürgermeisters Thomas Schmidt, Dietmar Hummel. Das Problem sei nicht Sache der Stadt, so Hummel gegenüber der JUNGEN FREIHEIT. Es habe sich um „Demotouristen“ aus Belzig gehandelt, die in Teltow Argumente „weit unter der Gürtellinie“ vorgetragen hätten.