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Weihnachten und Krieg sind immer ein besonders emotionales Paar. Wenn die Soldaten mit ihren Familien unterm Tannenbaum zusammen die Geburt Christi feiern können, nachdem sie vorher hart am Feind im Einsatz waren, bleiben die Augen nicht trocken. Politiker, die das ermöglichen, können meist beim Volk punkten. Insofern ist verständlich, daß die sozialistisch-linksliberale Regierung in Budapest noch vor Weihnachten die meisten im Irak eingesetzten Soldaten – nicht ganz freiwillig – nach Hause schickte. Vorher gab es einen heftigen Streit darüber, wie lange die Soldaten im Irak bleiben sollen. Das Mandat einer 300köpfigen Mannschaft, die in al-Hilla stationiert war, lief am 31. Dezember aus. Die ungarische Regierung hatte Washington unlängst versprochen, die Soldaten bis zum 31. März 2005 im Kampfgebiet zu belassen. Doch dazu brauchte sie die Stimmen der Opposition. Die Bürgerlichen stellten jedoch klar, daß sie gegen die Verlängerung stimmen werden, da die Mehrheit der Magyaren gegen den Einsatz sei. Außerdem, so Viktor Orbán, Führer der Opposition, wisse man heute – nach dem Folterskandal und den fehlenden Massenvernichtungswaffen -, daß die Gründe für den Einsatz obsolet geworden seien. Bei der Abstimmung am 15. November kam der Verlängerungsantrag wie erwartet nicht durch – erst in dieser Situation dachten die Linken an die familienfreundliche Rückkehr ihrer „Jungs“. Überschattet wurde die Debatte in Budapest von einer tiefgreifenden Veränderung an der „Heimatfront“, denn am 4. November 2004 wurde der letzte ungarische Wehrpflichtige entlassen. Damit geht eine 136jährige Ära zu Ende. Im Dezember 1868 wurde ein Gesetz verabschiedet, das die Einberufung einer auf Wehrpflicht beruhenden Armee erlaubte. So entstand die königlich-ungarische „Honvédség“ (Landwehr) als eigenständige Truppengattung im Habsburgerreich. Die Erlaubnis für eine ungarische Armee war nicht unbedingt der Wunschtraum am Wiener Hof, zu lebendig waren noch die Erinnerungen an die aufständischen Verbände von 1848, die erst mit Hilfe einer russischen Intervention nach über einem Jahr niedergeschlagen werden konnten. Dreizehn Offiziere wurden am 6. Oktober 1849 in Arad wegen Hochverrats exekutiert – von Republikanern werden sie seitdem als „Märtyrer des Freiheitskampfes“ verehrt (seit 2002 gilt der Tag als nationaler Trauertag), für die kleine Minderheit der Royalisten hingegen wurden in Arad Soldaten bestraft, die ihren Eid gebrochen und ihren König verraten hatten. Ein gewisser „Pathos von 48“ marschierte von Anfang an mit, auch wenn später – vor allem in der Zwischenkriegszeit – die Armee zu einer Hauptstütze des Königreiches wurde. Damit ist nun Schluß. Wohin die Reise gehen soll, darüber gibt es keine Zweifel: Spezialisierte Söldner werden überall dort Feuerwehr spielen, wo „der Westen“ gerade seine Interessen verteidigt. Doch über die Kampfkraft eines Magyaren gibt es wenig Aufmunterndes zu berichten. In Nato-Kreisen spöttelte man schon im Vorfeld des Beitritts 1999 über einen Verbündeten, der seit dem 15. Jahrhundert praktisch keinen Krieg mehr gewonnen hat. Heute ist die Situation kaum besser. Den Verpflichtungen, die sich aus der Nato-Mitgliedschaft ergeben, kommt man nicht nach, weshalb es schon manchen Rüffel aus dem Hauptquartier gab. In den Mannschaftsdienstgraden tummelt sich der gesellschaftliche Bodensatz, die höheren Chargen bekamen ihre Ausbildung noch in sowjetischen Akademien, so daß allenfalls eine Auseinadersetzung mit Wodkaflaschen von Erfolg gekrönt sein könnte.

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