Zwar selten gesät, erwachsen dem Bereich der politischen Linken ab und an dennoch immer mal wieder nonkonforme Querköpfe. Aus unbedarft-ehrlicher Nachdenklichkeit oder Ekel über die Ressentiments des Herkunftsmilieus heraus spielen diese oft mit linksnationalistischen Gedanken. Jüngstes Beispiel ist der britische Songwriter Billy Bragg, dessen Musik Elemente von Folk, Rock und Punk vereint. Bekannt wurde Bragg durch sein Engagement für Labour und die Arbeiterbewegung sowie den Kampf gegen Apartheid und Irak-Krieg. Nun forderte er unlängst in einem Interview mit dem Magazin sounds eine patriotisch gefärbte nationale Identität: Wir müssen lernen, Begriffe wie Nationalismus und Patriotismus mit linken Gedanken aufzufüllen. Es gelte, die Rechte mit ihren eigenen Waffen zu schlagen. Diese Erkenntnis habe Bragg viele schlaflose Nächte gekostet. Sein engagiertes Herz schlage für Rebellen, die unbequeme Fragen stellen und für Gedanken aufstehen, die dem Mainstream widersprechen, verlautbarte der 51jährige. Weshalb der Politbarde dann aber nicht gleich das politische Lager wechselt, verwirrt und dürfte womöglich dem Umstand geschuldet sein, daß er die unbequemsten Fragen selber noch nicht gestellt hat.