Seit einer Woche gibt es die Zeitungszeugen am Kiosk, eine Sammlung nachgedruckter Zeitungen aus der NS-Zeit. Sie richtet sich an alle, die schon immer einen fundierten Blick auf die Medienlandschaft von 1933 bis 1945 werfen wollten. Der britische Verleger Peter McGee glaubt angeblich, 100.000 Stück seiner nachgemachten Tageszeitungen pro Woche absetzen zu können. Und wer hat mal wieder am lautesten Haltet den Dieb! gerufen? Ausgerechnet auf Spiegel online erschien ein langer Verriß (Goebbels für jedermann), in dem Zeitungszeugen in die Nazi-Ecke (für Hartgesottene) gerückt wurde. Ist hier vielleicht Existenzangst im Spiel? Wer hat denn vor genau einem Jahr Adolf Hitler auf die Titelseite gepackt und das wirklich unspektakuläre 75jährige Jubiläum der NS-Machtergreifung abgefeiert mitsamt einer kostenlosen DVD? Und wer schenkte seinen Lesern wenig später eine Heinrich-Himmler-DVD zu einer Heinrich-Himmler-Titelgeschichte? Niemand weiß so gut wie der Spiegel, daß sich nicht nur Sex im Zeitschriftengeschäft gut verkauft, sondern auch NS-Geschichten.
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