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Südtirol für Deutschland

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Wenn am Aschermittwoch das Fußball-Freundschaftsspiel zwischen Österreich und Deutschland ausgetragen wird, dann befindet sich auch eine treue Anhängerschar aus Südtirol im Wiener Ernst-Happel-Stadion. Die Präferenz der Südtiroler ist eindeutig: Sie feuern Deutschland an. Und das gilt nicht nur für die kleine Gruppe aus Sterzing, welche die Rückseite ihres (deutschen) Nationaltrikots mit der Aufschrift „Südtirol für Deutschland“ bedrucken ließ. Mikado versteigt sich im Forum von Südtirol Online (www.stol.it), dem Internet-Auftritt des Bozener Medienhauses Athesia, das unter anderem die Tageszeitung Dolomiten herausgibt, gar zu der Behauptung, nahezu alle (deutschsprachigen) Südtiroler sympathisierten mit der deutschen Elf: „Welcher Südtiroler wird bei einem Match zwischen Deutschland und Italien wohl zu Italien halten??? Wahrscheinlich kein einziger!!“ Das ist leider nicht richtig. Seine falsche Einschätzung wird denn auch prompt recht bissig kommentiert, unter anderem von alanflyer: „Oje, davon gibt es jede Menge, die zu Italien halten. Ich behaupte sogar, daß es mehr sind als jene, die zu Deutschland halten. Aber es ist gut möglich, daß dies auf deinem Bergdorf noch anders ist.“ Wie ist es nun tatsächlich? Unterhält man sich mit Leuten aus der Fanszene, die regelmäßig Spiele der Bundesliga sowie der deutschen Nationalelf besuchen, bekommt man immer wieder folgendes zu hören: Ein Drittel der Südtiroler steht für Deutschland ein, ein Drittel für Italien, und das restliche Drittel ist neutral – Österreich dagegen spielt überhaupt keine Rolle! Von den echten Fans, die regelmäßig Stadien der deutschen oder italienischen Profivereine besuchen, drücken 80 Prozent Deutschland die Daumen, nur 20 Prozent Italien. Dieses Verhältnis ist sehr stabil, da die Fußball-Leidenschaft in der Regel vom Vater auf den Sohn übergeht. Die mehrheitlich deutsche Ausrichtung spiegelt sich bei Berichterstattung und Zuschauerinteresse im Südtiroler Vereinsfußball wider. Hier hat der FC Südtirol/Alto Adige (www.fc-suedtirol.com) gegenüber dem italienisch geprägten FC Bozen/Bolzano (www.fcbolzano96.it) die Nase vorn. Aber auch in sportlicher Hinsicht weist der 1995 gegründete Verein, der inzwischen ebenfalls in Bozen seine Heimspiele austrägt, die bessere Bilanz auf. Seit der Gründung ging es dank der Unterstützung von einheimischen, also deutschsprachigen Unternehmern steil bergauf. Der FC Südtirol spielt seit 2000 in der Serie C2, der vierten und damit untersten Profiliga Italiens, eine ausgezeichnete Rolle, dreimal wurde der Sprung in die Serie C1 erst in den Play-Offs verpaßt. „Von Brixen über Meran, Bruneck und Leifers, von Tramin bis Bozen möchten wir die Fans im Chor singen hören: FC Südtirol vor!“ heißt es in der Stadionzeitung FC Südtirol News. Unter www.fussball-forum.at gibt es einen „FC Südtirol-Thread“, in welchem österreichische Fußball-Fans die Frage diskutieren, ob der FC Südtirol eine Bereicherung für den österreichischen Fußball wäre. Mit großer Mehrheit wird die Frage bejaht. „In der österreichischen Eishockey-Liga spielt ein slowenischer Verein. Warum dann nicht ein Südtiroler Verein in der österreichischen Fußball-Bundesliga?“ fordert ein Anhänger von Austria Salzburg, daß „in Zeiten der EU … und nach der Italienisierung der deutschsprachigen Mehrheit Südtirols vom Ende des Ersten Weltkrieges bis zum Abschluß des Südtirol-Pakets 1995 (FC Südtirol-Gründung) … endlich ein Zeichen“ gesetzt wird. Ein solches Interesse wird dem Lokalrivalen nicht entgegengebracht. „Wen interessiert denn schon der FC Bozen? Da könnte man auch jeden anderen welschen Verein reinstellen. Wenn ihr was vom FC Bolzano wissen wollt, dann schaut doch irgendwo südlich von Salurn nach“, schreibt ein Fußball-Anhänger im Forum von www.stol.it über den in der Serie D beheimateten Verein. Ange­sichts der skizzierten Situation ist leicht nachvollziehbar, daß für einen Deutschland-Anhänger der WM-Titel 1990 in Rom der größte aller denkbaren Triumphe war, während die Halbfinalniederlage bei der WM 2006 ausgerechnet gegen Italien zu den schwärzesten Stunden zählt. Besonders interessant im Zusammenhang mit dem bevorstehenden Freundschaftsspiel und dem direkten Duell bei der Europameisterschaft ist, daß die politische Schutzmacht Österreich bei den Südtirolern weder mit ihrem Vereinsfußball noch mit ihrer Nationalmannschaft eine Anziehungskraft besitzt. Sowohl am 6. Februar als auch am 16. Juni im letzten Gruppenspiel der EM darf die Elf von Bundestrainer Joachim Löw im prestigeträchtigen Bruderkampf gegen Österreich deshalb mit Unterstützung aus Südtirol rechnen.

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