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Marc Jongen, ESN Fraktion
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ESN-Fraktion, Europa der souveränen Nationen

Osterfeuer verboten

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Osterfeuer verboten

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Cato, Palmer, Exklusiv

Ohne Zweifel stellt die Konzentration von Feinstaub – also von solchen Partikeln, die aufgrund ihrer geringen Größe ungehindert in die Atemwege eindringen – vor allem in Großstädten eine gesundheitliche Belastung dar. Die Ursachen liegen in den Emissionen von Industrie und Privathaushalten, im Straßenverkehr und sogenanntem Schüttgutumschlag, aber auch in Waldbränden, Pollenflug, Vulkanausbrüchen und anderen Naturereignissen.

In jüngster Zeit haben eifrige Schützer der Volksgesundheit noch eine andere Feinstaubquelle ins Visier genommen: die in Deutschland und Österreich als Teil des österlichen Brauchtums (gewöhnlich in der Nacht von Karsamstag auf Ostersonntag) entzündeten Osterfeuer. Im besonders feinstaubgeplagten Graz sind diese von der Stadtverwaltung verboten worden. Selbst im nordhessischen Lohfelden wird dieses Jahr kein traditionelles Feuer lodern, sondern ein rauchfreier Feuerersatz. Über dessen nähere Beschaffenheit hüllt man sich in Schweigen.

Und wenn es doch schon längst Weihnachtsbäume aus Plastik gibt, die sich teleskopartig auseinanderziehen und mit Glühbirngirlanden behängen lassen, warum sollte man sich dann nicht auch an einen lämpchengeschmückten Holzstoß gewöhnen? Oder – noch ökologischer, da dergleichen schließlich auch Strom kosten würde – vielleicht an Tänzerinnen (in Hasenkostümen?), die orangefarbene Tücher schwenken, um das Feuer vorzustellen? Auf jeden Fall darf man gespannt sein, ob es Lohfelden gelingt, trotz Klima-Korrektheit seinem Namen Ehre zu machen.

Bereits letztes Jahr hat der Deutsche Industrie- und Handelskammertag die Vermutung ausgesprochen, daß Osterfeuer wie auch das Silvesterfeuerwerk bald verboten werden könnten, und gefordert, statt der schwankenden Tageswerte die Jahresbelastung für den Immissionsschutz zugrundezulegen.

Die wirklichen Ursachen des Feinstaubs zu bekämpfen, ist indes weitaus schwieriger als aktionistischer Klima-Populismus, zumal in unserer obrigkeitsfixierten Gesellschaft Verbote und Einschränkungen leicht Verständnis finden, wenn sie „einem guten Zweck dienen“ – man denke an die weitreichende Akzeptanz des sogenannten „Bundestrojaners“, mit dem private Computer ausspioniert werden können.

Man möchte es lieber durch elektrische Lämpchen ersetzen

Streitigkeiten um die Tradition des Osterfeuers haben in Deutschland beinahe selbst eine Tradition: Seit 1993 wurden in München immer wieder Empörungsrituale wegen des von einem Trachtenverein durchgeführten „Jaudesfeuers“ zelebriert, bei dem kurz vor Ostern eine Strohpuppe verbrannt wird, die den Judas darstellen soll; aufgrund der Mahnungen zu einem „sensiblen Umgang“ mit Brauchtum, bei dem ein antisemitischer Hintergrund assoziiert werden könne, entschloß sich der Verein im Jahre 2004, auf das Feuer zu verzichten. Zudem wird von Naturschützern regelmäßig darauf hingewiesen, daß sich Kleintiere in den oft Wochen vor Ostern errichteten Holzstößen einnisten und dann verbrennen – was sich allerdings durch Umschichten des Holzes leicht verhindern läßt.

Vielleicht stehen solche Auseinandersetzungen in einer weitaus älteren Tradition und setzen unter veränderten Vorzeichen das ambivalente Verhältnis fort, das die christlichen Missionare zu den heidnischen Bräuchen hatten, die sie teils heftig bekämpften, teils aber auch übernahmen und umdeuteten.

Einerseits wurde solches Brauchtum – zu dem auch das Osterfeuer zählt, das auf einen weitaus älteren Kult solarer Gottheiten zurückgeht (und etymologisch unsicher mit der germanischen Göttin Ostara verbunden wird) – durch die Integration in kirchliche Feste verfremdet, bis sein ursprünglicher Sinn nicht mehr verstanden wurde; andererseits veränderte sich durch diese Paganisierung auch die Kirche selbst und provozierte langfristig den Gegenstoß der Reformation, der nicht zuletzt den heidnischen Elementen des Katholizismus galt.

Zwar kennt auch das Christentum eine reichhaltige Lichtsymbolik, die nicht gänzlich aus heidnischen Anleihen erklärbar ist, sondern zum Grundbestand religiöser Phänomenologie gehört, jedoch ist bei den im Freien, meist auf Hügeln entzündeten Osterfeuern und besonders bei regionalen Abwandlungen wie den Osterrädern unverkennbar, wie hinter dem Lumen Christi, der durch den Priester am Osterfeuer entzündeten Osterkerze, ein archaisches Brauchtum lodert, das auch manchen Vertretern der postchristlichen, technokratischen Gesellschaft unbehaglich ist. Man möchte es lieber durch elektrische Lämpchen ersetzen.

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