Armer Deutscher Fußball-Bund. Als wäre es nicht schon schlimm genug, daß sich Kevin Kuranyi nach seinem Rausschmiß aus Jogi Löws Nationalelf in den TV-Nutella-Werbespots als Nationalkicker präsentiert, spielen nun auch noch einige Elitekicker verrückt. Als hätten sie die Zitter-und-Dusel-Siege gegen Rußland und Wales längst zu den Akten gelegt, offenbarten sich Torsten Frings und Michael Ballack als Plaudertaschen und schütteten ihr Herz vor den hellhörigen Medien aus. Sie schwadronierten von Respekt und Ehrlichkeit und rüttelten derart am Fundament des Bundestrainers, daß selbst den harmoniesüchtigen DFB-Oberen die Haare zu Berge standen. Auch Kaiser Franz schäumte über den „Mimosenhaufen“: „Die sollen ihren Mund halten und Fußball spielen.“ Hatte er vergessen, daß Beckenbauer, Breitner, Hoeneß & Co. anno 1974 mit ihrem Streit um die WM-Prämien den schöngeistigen Bundestrainer Helmut Schön an den Rand des Wahnsinns getrieben hatten? „Wie hatte sich in den 20 Jahren seit 1954 doch der Fußball verändert“, schreibt der DFB in seinen Annalen, „zu Herbergers Zeiten wäre ein derartiger Streit unvorstellbar gewesen.“ Da gab es aber in Deutschland auch noch kein Nutella.