Wir wissen zwar nicht, ob Papst Benedikt neben der Mittelbayerischen Zeitung noch andere Blätter mit Herzblut liest. Klar ist jedoch, daß mit der Wahl Kardinal Ratzingers zum Papst auch das Interesse der Deutschen an religiösen Themen gewachsen ist. Parallel dazu hat die Berichterstattung in den Medien über Religion zugenommen. Wer sich jedoch umfassend über christlich-religiöse Fragen informieren will, muß auf spezifisch christliche Medien zurückgreifen, da in den meisten Medien einseitig über Glaubensthemen berichtet wird und fast ausnahmslos dieselben „Experten“ zu Wort kommen, die ihre eigene Meinung für die maßgebliche Lehre halten. Mit aller Macht gegen die stagnierende Auflagen Eine Alternative hierzu ist die zu 100 Prozent von der Kirche getragene Tagespost (www.die-tagespost.com). Sie erscheint dreimal wöchentlich und versteht sich laut Untertitel als „katholische Zeitung für Politik, Gesellschaft und Kultur“. In diesem Jahr feiert sie ihr 60jähriges Bestehen. Aus diesem Anlaß hat das Blatt die eigene Internetpräsenz stark ausgebaut, vor allem um neue und jüngere Leser anzusprechen, die das Internet intensiv nutzen. Damit soll langfristig versucht werden, die seit einigen Jahren stagnierende Auflage von 15.000 Exemplaren zu erhöhen. Politisch ist die Tagespost als konservativ und unionsnah einzuordnen, in Glaubensfragen gilt sie als papsttreu und lehramtskonform. Der Rheinische Merkur (www.merkur.de) ist eine Wochenzeitung, die bis in die jüngste Zeit als konservativ galt. Obwohl renommierte Persönlichkeiten, etwa Steffen Heitmann und Paul Kirchhoff, für die Herausgabe verantwortlich zeichnen, ist die Auflage stark gesunken: 2004 lag sie bei 107.000, derzeit sind es noch 71.000. Dem Blatt wurde nicht nur ein modernes Layout und ein hippes monatliches Jugendmagazin verpaßt, sondern auch eine wesentlich liberalere Ausrichtung verordnet, was bei langjährigen Lesern und der eigentlichen Zielgruppe für Befremden sorgte. Symptomatisch für diese Neuausrichtung ist der Umstand, daß man mit einem Werbe- und Kooperationsprojekt die Leser der von Manfred Bissinger inzwischen eingestellten Woche gewinnen wollte, obwohl diese weltanschaulich am anderen Ende des politischen Spektrums angesiedelt war. Doch all das ändert nichts daran, daß sowohl Tagespost als auch Rheinischer Merkur Subventionsprojekte der Deutschen Bischofskonferenz bleiben werden. Parallel hierzu existiert auf evangelischer Seite die Monatszeitschrift Chrismon (www.chrismon.de), die das Deutsche Allgemeine Sonntagsblatt ersetzt hat und mit einer ungewöhnlich hohen Auflage von 1,6 Millionen Exemplaren zu den am meisten verbreiteten christlichen Periodika gehört. Jedoch resultiert die Höhe der Auflage daraus, daß das Heft als Beilage anderer Zeitungen, etwa der FAZ, der Süddeutschen und der Zeit, vertrieben wird. Die Vollversion, das separat erscheinende, umfangreichere Magazin Chrismon plus, hat hingegen nur eine Auflage von 15.000 Exemplaren, was wiederum vielsagend ist. Inhaltlich vertreten beide Blätter den üblichen evangelischen Mainstream. Evangelikal orientiert, ansprechend aufgemacht und sehr fundiert ist idea-Spektrum (www.idea.de), ein Magazin, das der konservativen Evangelischen Allianz nahesteht. Die einzige überregionale evangelische Wochenzeitschrift im deutschen Sprachraum gehört mit einer Auflage von über 31.000 Exemplaren zu den bedeutenden christlichen Periodika. Die inhaltliche Ausrichtung ist eindeutig bibelorientiert-christlich, zeitgeistkritisch, die Themenwahl vielfältig, konzeptionell eine Art „Spiegel für Evangelikale“, der auch für Katholiken interessant ist. Aufgrund des klaren Kurses konnte idea-Spektrum seine Leser halten und tendenziell neue hinzugewinnen. Eine bedeutende Entwicklung hat sich in den letzten Jahren bei den Online-Medien ergeben, denn es wurden viele Informationsplattformen geschaffen, die regen Zulauf haben. Ein Videoportal für glaubenstreue Katholiken ist gloria.tv (www.gloria.tv). Neben eigenen Nachrichtensendungen zum Herunterladen an Werktagen werden dort immer häufiger katechetische Sendungen produziert. Gloria.tv wird stark frequentiert und vom in konservativen Kreisen geschätzten Salzburger Weihbischof Laun unterstützt, was dem Portal zu Popularität verholfen hat. Katholisch1.tv nennt sich ein Sender, der wöchentlich ein bis zwei Fernsehsendungen über Satellit verbreitet, aber schwerpunktmäßig im Internet ein Nachrichtenportal (www.katholisch1.tv) betreibt. Hinter ihm steht die Mediengruppe Sankt Ulrich, die zum großen Teil dem Bistum Augsburg gehört und bei diesem Projekt sehr eng mit dem Vatikan-Fernsehen zusammenarbeitet. Und so kann man Papst Benedikt XVI. zwar nicht beim Zeitungslesen sehen, statt dessen aber seiner Generalaudienz folgen.