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„Prügeltussen“ schlagen zu!

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„Prügeltussen“ schlagen zu!

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Die Augenbrauen sind gezupft und die Lippen knallrot geschminkt, die blond gefärbten Haare zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden. Diese Beschreibung stammt aus einem Polizeibericht. Auch die anderen Mädchen unterscheiden sich nicht wesentlich. Sie sehen alle wie typische Schülerinnen aus. Aber die Optik täuscht. Nicht ein Disco- oder Kneipenbesuch steht an, die fünf Frauen führen anderes im Schilde. Zielstrebig begeben sie sich in Richtung Genfer Innenstadt. Es ist Donnerstagabend, der Tag, an dem in der Schweiz die Läden länger geöffnet haben. Karin und Daniela ahnen nicht, was auf sie zukommt. Fröhlich schlendern sie mit einem Milchshake in der Hand in Richtung Bahnhof. Plötzlich kommt ihnen die Mädchengang entgegen. Beide Gruppen haben sich vorher noch nie gesehen. Karin wird in eine Ecke gedrängt und von zwei Mädchen solange geschlagen, bis sie blutend am Boden liegt. Dort werden ihr das Mobiltelefon, der Geldbeutel und die Handtasche abgenommen. Daniela, die ihre Freundin zu verteidigen versucht, wird ein Ohrring ausgerissen. Als andere Passanten den Vorfall bemerken, flieht die Bande. Bis heute wurde sie nicht erwischt. Verdoppelung der Straftaten innerhalb von fünf Jahren Im Bereich Gewaltkriminalität holen die jungen Mädchen auf. Die Statistik des Schweizer Kriminalamts zeigt eine Verdoppelung der Straftaten innerhalb von fünf Jahren. Davon sind zwei Drittel schwere Körperverletzungen, der Rest meist Nötigungen. Allerdings trügt die absolute Zahl an Gewalttaten, die mit knapp 200 immer noch gering ist. Gemeldet werden meist nur drastische Fälle. Die alltäglichen Schikanen kommen nicht zur Anzeige. Es sind heute nicht mehr nur Jungen, die hart zuschlagen. Gebrochene Nasen und ausgerissene Haarbüschel kommen auch bei den Mädchen vor. Ein Frankfurter Polizeikommissar äußerte in der FAZ: „Die wenigen reinen Mädchengangs in Frankfurt stehen den jungen Männern in Sachen Brutalität nicht nach.“ In den USA sind Mädchengangs schon lange öffentlich präsent. Auch in europäischen Großstädten gibt es zunehmend solche Erscheinungen. Die Opfer der Mädchen sind willkürlich ausgewählt. Meist sind es Geschlechtsgenossinnen. Die Gründe gehen nicht besonders tief. Wenn eine „billig“ aussieht und sich den Jungs zu sehr anbiedert, ist sie schnell mal dran. Aber auch ein reiches Elternhaus, gute Schulnoten oder teure Kleidung sind Gründe für Prügel. Oft ist aber auch die ethnische Herkunft schuld. Mädchen aus dem Kosovo schließen sich zusammen, um die kroatischen „Schlampen aufzumischen“. Auch Jungen können schnell ins Fadenkreuz geraten. In Diskussionsforen im Internet wird viel über die „Prügeltussen“ diskutiert. Auf die Frage, ob das nur ein Medienthema sei oder eine reale Bedrohung, melden sich unzählige Diskutanten zu Wort, die selbst schlechte Erfahrungen mit Mädchen gemacht haben. Hierzulande machte der Fall von Claudia aus Leipzig Schlagzeilen. Drei Stunden lang wurde sie von ihrer Freundin und ihrer Gang gequält und auf schlimmste Art und Weise erniedrigt. Der Grund: Sie hatte ihren Freund betrogen. Nur als die Komplizen ihrer Freundin mit der EC-Karte zum Bankautomaten gingen, hatte das Mädchen eine kurze Verschnaufpause. Noch jetzt ist das Opfer traumatisiert. Die Täterinnen und Täter mußten für vier bis fünfeinhalb Jahre ins Gefängnis. Wer nicht aggressiv ist, wird selber schnell zum Opfer Soziologen der Universität Basel haben das Phänomen untersucht. Mädchen schlagen sich aus den gleichen Gründen wie Jungen. Durch Gewalt versuchen sie in der Hierarchie nach oben zu kommen. Ein fehlendes Selbstwertgefühl ist meist die Ursache dafür. Kleine Beleidigungen reichen schon aus, damit es zu Gewaltexzessen kommt. Und noch ein Grund wurde ausgemacht: Wer nicht zuschlägt und nicht aggressiv ist, wird sehr schnell selber zum Opfer. Mädchen schlagen zwar immer noch seltener zu als Jungen, allerdings hat die Heftigkeit stark zugenommen. Während sich Jungen irgendwann wieder beruhigen und miteinander Fußball spielen, sind die Mädchen meist wochenlang eingeschnappt und es kommt zu Folgetaten. Eine mögliche Erklärung ist, daß die Konflikte der Mädchen tiefer liegen und die Ausbrüche daher auch heftiger sind. Auch der Umgang mit Gewalt ist unterschiedlich. Während die Jungen Raufereien schon früh gewöhnt sind, haben Mädchen darin kaum Erfahrung. Die Pädagogen sind der Ansicht, daß es sich bei den Gewalttaten um Hilferufe der Täter handelt, die niemand richtig versteht.

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