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Konkret Soccer, Ey!

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Respekt und Verehrung seitens gestandener Fans sind bei einigen wenigen Berufsfußballern so dauerhaft, daß jene sich bei Fernseharchivbildern vormaliger Akteure eine Krawatte vorbinden möchten. Dies ergeht dem JF-Redakteur bei einem Fußballartisten so, der vor zwanzig Jahren beim Hamburger SV ein bedeutendes Kapitel der Saga „Ausländer in der Bundesliga“ geschrieben hat. Nimmt man den Kicker, das Fachblatt der Branche, zur Hand, näherhin Sonderhefte aus den frühen achtziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts, so springt ein kleinwüchsiger Wuschelkopf ins Auge, auf dessen Leibchen drei Logos prangen: Groß in der Mitte das Wappenschild der ‚British Petrol‘ (BP), bedeutend kleiner, knapp überm Herzen plaziert, die dreifarbige Raute des Hamburger Sportvereins (HSV) sowie, abermals kleiner, das tabakpflanzenartige Symbol des Sportartikelherstellers Adidas. Kevin Keegan hieß der quirlige Stürmer der Hanseaten, auf dessen imposante Darbietungen die massenhafte Verbreitung des Vornamens „Kevin“ in der bundesdeutschen Namenslandschaft zurückzuführen sein dürfte. Keegan, der Brite in Deutschland, wurde von den hiesigen Medien damals als „Paradiesvogel“ gefeiert; zwar ging es speziell um ihn, doch ließ sich dieses Prädikat generell auf seine nichtdeutschstämmigen Kollegen anwenden, die im bezahlten bundesdeutschen Fußball ihre Künste zum besten gaben. Von „Legionären“ sprach man damals, vom „Salz- in-der-Bundesliga-Suppe“, von „Exoten, von denen das Publikum Wunderdinge“ erwarte und die dazu beigetragen hätten, „den Ruf jener Liga zu begründen, die man im Ausland die beste der Welt nennt.“ In den sechziger und siebziger Jahren waren mit Torwart Radenkovic und Hellström, Dauerläufer Perusic, den Flankenvirtuosen Cebinac und Gress, den Eisenfüßen Jusufi und Buljan, dem Dribbel-Clown Lippens, den Dirigenten Jara, Obklak und Starek ausnahmslos hellhäutige Europäer christlicher Religionszugehörigkeit in Diensten hiesiger Vereine. Einzige Ausnahme war Shintoist Okudera aus Japan. Von der Gründungs-Saison der Bundesliga im Jahr 1963 verdienten bis einschließlich Saison 1980/81 162 Fußball-Gastarbeiter aus 28 Nationen ihr Geld in der BRD, darunter drei aus Brasilien und zwei aus Uruguay; das Gros der Legionäre stammte vom Balkan, aus Österreich und Skandinavien. Im Gleichschritt mit den wirtschaftlichen Entwicklungen der westlichen Teilnation insgesamt stiegen Kopfzahl und Gage der Importfußballer im Laufe der achtziger und neunziger Jahre an, insbesondere Afrikaner und Südamerikaner strömten so massiv zu, daß heute nicht nur in der ersten und zweiten Bundesliga, sondern auch die Mannschaften der dritten, vierten und fünften Liga mehrheitlich mit Spielern nichtdeutscher Abkunft bestückt sind. Im Spätsommer machte der JF-Redakteur sich anhand der Sportbeilage einer rheinischen Provinz-Gazette schlau; auch im Unterbau des Profiwesens ist von Kreis- bis Ober- bzw. Regionalliga die Zahl deutscher Akteure dramatisch gesunken. Das gesellschaftliche Segment des Fußballsports nimmt aufgrund der Jugendlichkeit der Sportler jene Entwicklung vorweg, die in der zukünftigen Generationenfolge zum allmählichen Wegsterben der derzeitigen Bevölkerungsmehrheit führen wird. Die übrigen gesellschaftlichen Felder werden dem Beispiel des Leistungs- bzw. Breitensports folgen: Längst gibt es die „Green Card“ für Fußbal-ler, der Showsport nahm auch hier den Gang der Dinge vorweg – die „Hereinholung“ besonders befähigter Fremder als Königsweg zu nicht zuletzt wirtschaftlichem Erfolg. Man denke nur an die sehr schnell vonstatten gegangene Einbürgerung eines Gerald Asamoah. Freilich herrscht auch migrationsmäßig hierzulande eher Mittelmaß: Die Superstars spielen in Spanien, Frankreich, England und Italien; Kickergenies betrachten die Bundesliga allenfalls als Durchgangsstation – vergleichbar jenen Spitzenwissenschaftlern, die es magnetisch in die USA zieht, wo sie Bedingungen antreffen, die Deutschand derzeit weder willens noch fähig ist zu schaffen. Riefen sich Spieler vordem: Harald, Werner, Siegfried, Jürgen oder Friedel, so schalt es heute: Mehmet, Bogdan, Ismail, Abdel, Ergül. Über die mit roter Asche oder saftigem Grün bedeckten Plätze sind Namen wie Cengiz, Burhan, Mustafa, Kosta, Ilias, Atha, Tamer angesagt und wie in Buschdorf, einer Bezirksligatruppe, wo auf fünf deutsche Spieler neun andere kommen, die die Windrose hierher geweht hat, sieht es bald allenthalben aus. Wie das Rhinozeros gehen die Dinge langsam, aber offenbar unaufhaltsam ihren Gang. Als Paradebeispiel für den sich anbahnenden Typus „Mundialfußballer“ kann der vom Stuttgarter Verein für Ballspiele (VfB) engagierte zwanzigjährige Torjäger Kevin Kuranyi gelten; der von Bild als „Welt-Fußballer“ Geherzte hat eine Mutter aus Panama, die ihrerseits einer deutschen Mutter entstammte; der Vater, ein französischstäm-
miger Bauunternehmer, wurde in Deutschland groß; sein Vater kam aus Ungarn, sein Opa aus Dänemark. Die Ballkunst erwarb Kevin in Rio, seiner Geburtsstadt, in der er 14 Jahre lebte, bevor seine Eltern 1997 nach Deutschland übersiedelten. Das Bild-Idol verfügt über drei Staatsangehörigkeiten, noch mehr als seine Stuttgarter Sturmkonkurrenten, der Rumäne Ganea sowie der von Nationaltrainer Berti Vogts einstmals im Schweinsgalopp eingedeutschte Anglo-Südafrikaner Dundee. Mittlerweile sind in den beiden ersten Fußball-Bundesligen zwei Drittel aller Profis für hiesige nationale Auswahlmannschaften nicht spielberechtigt – Tendenz steigend. Cottbus, die Zehn-Nationen-Truppe, hat kaum noch einen deutschstämmigen Spieler in ihren Reihen. Man brachte sogar schon Spiele ohne einen einzigen Deutschen zustande. Halbherzig fordern die Vereinsvertreter Korrekturen, doch die Lobbyarbeit schwerreich gewordener, halbseidener „Spielervermittler“ verstanden es, Hand in Hand mit den Multikulti-Visionären zu Straßburg und Brüssel, wirkungsvolle Maßnahmen zu verhindern. Zweifellos kämen bei einem Publikum, das nach wie vor an Erfolgen der Nationalauswahl interessiert ist, zum Beispiel quotierende Maßnahmen an, die zur Verminderung von „fertigen“ Sportmigranten führen, zumal wenn diese leistungsmäßig oft mittelmäßig, finanziell aber um so anspruchsvoller auftreten. Andererseits scheint der Vereinsfan nicht willens, eine womöglich auftretende Verminderung der Spielstärke seiner Herzenstruppe in Kauf zu nehmen: Just im Profifußball ist „Erfolg“ der einzige Name Gottes. Weshalb viele auf den Erfolg der Franzosen verweisen, der von den vielen schwarzen Spielern ihrer vormaligen Kolonialgebiete bewirkt worden ist, vereinsmäßig wie auch in der nationalen Equipe tricolor. Drollig eine diesbezügliche Bemerkung von DFB-Chef Mayer-Vorfelder, der nach etlichen Bierchen bedauerte, daß „von da aus gesehen Deutschland seine Kolonien offenbar zu früh verloren“ habe. Doch sieht das rheinische Proletenblatt des Kölsch-Gentlemans Alfred Neven-DuMont „unsere Gesellschaft“ hier auf einem guten Wege; kurzerhand stellt sein Express schon mal große Teile der Elf vor, mit der „Wir in Deutschland“ uns auf „unserer“ Weltmeisterschaft 2006 sehen lassen könnten: Kolja Afriyie, Marcel Ndjeng, Samir El Kasmi, Selim Teber, Guiseppe Gemiti, besagter Kevin Kuranyi, Jermaine Jones, Gerald Asamoah, Olivier Neuville und David Okondor werden als „Hoffnungsträger für 2006“ gepriesen. Alles wird gut, andere machen das für uns und das ist auch gut so. Selbst Uwe Seeler, das willensstarke Fußball-Idol der Aufbaugeneration, hat unter Rot-Grün „dazugelernt“, beobachtet er doch „eine tolle Integrationsarbeit, die diese Spieler mit Deutschland fest verwurzelt“. Na, dann siegt mal schön.

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