Nach einem jahrelangen, zähen Machtkampf kann der 94jährige Rupert Murdoch aufatmen. Und das linksliberale Amerika stöhnt und seufzt, denn nun steht fest, daß Murdochs TV-Sender und Zeitungen auf konservativem Kurs bleiben. Voriges Jahr hatten die Linken noch gehofft, Murdochs Medien wie Fox News & Co. würden nach dessen Tod auf einen anderen Kurs geführt.
Es sah so aus, als würde der australische Medienzar die bittere Familienfehde mit drei eher linksliberalen Kindern verlieren. Die Kontrolle über sein milliardenschweres Imperium wäre den Konservativen entglitten. Zu Murdochs Familienunternehmen, das er in sieben Jahrzehnten Arbeit aufgebaut hat, zählen so mächtige Medien wie der US-Sender Fox News, das Wall Street Journal, die New York Post, der Australian, die britische Sun und die Times. Eine politische Richtungsänderung dieser Medien durch neue Eigentümer hätte große Auswirkungen in der angelsächsischen Welt und darüber hinaus.
Doch nun die Wende, eine Einigung im Familienstreit: Das Medienimperium wird künftig unter der Kontrolle von Lachlan stehen, dem 54 Jahre alten Sohn, den manche Beobachter als politisch sogar noch rechter als seinen Vater Rupert Murdoch einschätzen. Lachlan, derzeit Fox-Chef, erhält eine beherrschende Stellung mit großen Vorzugsaktienpaketen.
Linksliberale Kinder werden entschädigt
Die linksliberalen (Halb-)Geschwister James, Liz und Prudence erhalten als Entschädigung für ihren Verzicht jeweils 1,1 Milliarden Dollar in Aktien ausbezahlt. Besonders James hat sich von seinem Vater politisch und menschlich immer mehr entfremdet. Ursprünglich lagen die Anteile am Familienunternehmen in einem Trust, einer Stiftung. Nach einer frühen Abmachung sollten die vier ältesten Kindern nach Murdochs Tod jeweils einen gleichen Anteil erhalten.
Damit wackelte die konservative Ausrichtung des Medienimperiums. Vater Murdoch versuchte, die Stiftungssatzung nachträglich zu ändern, biß damit aber auf Granit. Der jahrelange Erbstreit, der zeitweilig einem Shakespeare-Drama glich, lieferte den Stoff für die HBO-Erfolgsserie „Succession“.
Nun hat Rupert Murdoch aber doch noch einen Deal mit seinen Kindern erzielt und kann sein publizistisch-politisches Erbe sichern. Er sieht sich selbst als „Beschützer der konservativen Stimme in der englischsprachigen Welt“. Neben Lachlan werden künftig auch die jüngsten Kinder Grace und Chloe aus Murdochs dritte Ehe mit Wendi Deng an der neuen Treuhandstiftung beteiligt. Für das linksliberale Amerika bedeutet die Einigung eine kalte Dusche.
Lachlan Murdoch wird immer konservativer
Lachlan Murdoch ist, so sein Biograf Paddy Manning, mit zunehmendem Alter immer konservativer geworden und stehe nun sogar rechts von seinem Vater. Anders als der Familienpatriarch, der sich als globaler Machtbroker und politischer Königsmacher verstand, der aktiv in die amerikanische, australische oder britische Politik eingriff, gilt Lachlan als zurückhaltender Mensch. Er bleibt meist im Hintergrund.
Geboren 1971 in London, ist das dritte Kind von Rupert Murdoch in New York aufgewachsen und hat in Princeton Philosophie studiert. Seine Masterarbeit trug den Titel „A Study of Freedom and Morality in Kant’s Practical Philosophy” (Eine Studie über Freiheit und Moral in Kants praktischer Philosophie). Anschließend arbeitete er in Australien für des Vaters Zeitung, investierte teils erfolglos (One.Tel) und teils sehr erfolgreich (in den REA-Immobilienkonzern), bis er in New York bei der News Corp als Vize-Vorstand einstieg.
Sein Bruder James hat sich derweil immer mehr vom Unternehmen entfernt, trat wegen der Auseinandersetzung um Donald Trumps Behauptung einer „gestohlenen“ US-Wahl 2020 zurück. Fox News wiederholte die Behauptungen Trumps über Wahlfälschungen – und hat dafür bitter bezahlt: Murdochs Unternehmen mußte dem Wahlmaschinenhersteller Dominion 787 Millionen Dollar Schadenersatz wegen falscher Betrugsvorwürfe zahlen.
Murdochs Verhältnis zu Trump ist nicht spannungsfrei
Der Medienzar hätte statt einer Rückkehr Trumps 2025 lieber den Gouverneur von Florida, Ron DeSantis, im Weißen Haus gesehen. Die Beziehung zwischen Murdoch Senior und US-Präsident Trump ist seitdem nicht spannungsfrei, auch wenn Fox News für den Republikaner nach wie vor eines der wichtigsten TV-Organe ist, um die Massen zu erreichen. Fox News ist erfolgreicher als ABC, CNN und NBC, die Einschaltquoten sind nach wie vor sehr hoch.
Das Wall Street Journal hat eine ambivalente Haltung zu Trump, dessen Wirtschafts- und Zollpolitik das konservative Blatt teils scharf kritisiert. Jüngst eskalierte der Streit: Trump hat eine Klage gegen das WSJ eingereicht, weil die Zeitung als erste über eine angebliche Geburtstagskarte Trumps an Jeff Epstein von 2003 mit einer umrißhaften Zeichnung einer nackten Frau berichtet hatte. Trump sagt, diese Karte sei eine Fälschung.