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Eine Konservative im öffentlich-rechtlichen Rundfunk: Julia Ruhs: Rebellin oder Feigenblatt?

Eine Konservative im öffentlich-rechtlichen Rundfunk: Julia Ruhs: Rebellin oder Feigenblatt?

Eine Konservative im öffentlich-rechtlichen Rundfunk: Julia Ruhs: Rebellin oder Feigenblatt?

Die Journalistin Julia Ruhs in der zweiten Folge ihrer Reportagereihe „Klar“. Foto: ARD
Die Journalistin Julia Ruhs in der zweiten Folge ihrer Reportagereihe „Klar“. Foto: ARD
Die Journalistin Julia Ruhs in der zweiten Folge ihrer Reportagereihe „Klar“. Foto: ARD
Eine Konservative im öffentlich-rechtlichen Rundfunk
 

Julia Ruhs: Rebellin oder Feigenblatt?

Mit ihrem Reportageformat „Klar“ hat Julia Ruhs ihre Kollegen beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk aufgeschreckt. Die konservative Journalistin bemüht sich um einen Kontrast zur oftmals einseitigen Berichterstattung bei ARD und ZDF – mit Erfolg?
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Julia Ruhs stürmt die Gipfel. Gerade erst mit dem Volontariat fertig, kann die Journalistin bereits eine ansehnliche Reihe von Stationen vorweisen, darunter die Passauer Neue Presse, die Stuttgarter Nachrichten, das Handelsblatt und die Welt – mal als Freie, mal als Praktikantin.

Die „konservative Rebellin“, wie sie das Neue Deutschland taufte, beherrscht alle Formate und hat sogar schon einen mehrteiligen Podcast mit einer Zeitzeugin des alliierten Bombenkriegs produziert. Ihre Masterarbeit zum Thema „Rußlands Desinformationspolitik gegenüber dem Westen“ wurde 2022 als „wichtiger Beitrag im gesellschaftlichen Diskurs“ mit einem Sonderpreis des bayerischen Ministerpräsidenten ausgezeichnet.

Redaktionsalltag, Talkshows, Buchpremiere

Seit fast drei Jahren berichtet die Fernsehredakteurin über die Landespolitik im Freistaat, mal über den Frühschoppen auf dem Gillamoos-Volksfest in Niederbayern, mal über die Sorgen der Landwirte in Höhenkirchen bei München.

Talkshowauftritte und Gastrednerrollen ergänzen das Bild. Und als wäre das nicht schon genug, erscheint im August ihr erstes Buch: „Links-grüne Meinungsmacht“. Die Vorbestellungen gehen durch die Decke. Ach ja, und in ihrer Freizeit brettert sie gerne auf Skiern durch die Alpen: Höhe trifft auf Geschwindigkeit – wen wundert es?

Eine Konservative beim ÖRR?

Ein Detail läßt das Gipfelglück aber jäh in Schwindelgefühl umschlagen: daß Ruhs beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk arbeitet. Beim BR in der Münchner Maxvorstadt hat sie ihr Handwerk gelernt. Vielen Konservativen gilt die ARD als Feindbild. Eben dort tritt Ruhs aber immer wieder auf, um rechts zu blinken.

So rieb sich das Publikum der „Tagesthemen“ im Oktober 2023 verwundert die Augen, als Ruhs vor laufender Kamera forderte: „Wir müssen beim Thema Migration zukünftig ‘nationaler’ denken.“ Zwar apostrophierte sie das Wort „national“. Dennoch: Wieso arbeitet diese Frau bei diesem Sender?

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Vor allem Kollegen kritisieren Ruhs für „Klar“

Vielleicht, um einen Unterschied zu machen: „Was jetzt kommt, wird vielleicht nicht jedem gefallen“, kündigt Ruhs die erste Folge ihrer neuen Reportagereihe „Klar“ an. Es folgte ein migrationskritischer Bericht, der als Premiere bei der ARD galt.

ÖRR-intern regnete es dafür Kritik. Die ZDF-Journalistin Nicole Diekmann warf Ruhs ein gerüttelt Maß Unreife vor. Ihr Kollege Jan Böhmermann äußert den obligatorischen Faschismusverdacht, nicht zu sprechen von aufgeschreckten Reaktionen bei Spiegel, taz und Freitag. Ruhs ist sich ihrer Sonderstellung durchaus bewußt, nimmt diese aber ironisch, ja geradezu schnippisch: „Wer eben genannte Medien und Personen ebenfalls öfter sehr fragwürdig findet, ist bei uns dagegen sehr richtig!“, amüsiert sie sich auf X.

Rebellin oder Feigenblatt? Beides!

Interessant an Kippfiguren wie Ruhs ist, daß sie stets in beide Richtungen kippen. Jeder Punkt, den Ruhs mit kritischer Berichterstattung wettmacht, ist auch ein Punkt für Böhmermann und Co. Statt über sie zu schimpfen, müßte das linksdrehende Kollegium Ruhs also dankbar sein. Denn ein Stück weit agiert sie als Feigenblatt der ARD – wäre da nicht die Chance, daß sie die Anstalt mit ihrer Arbeit am Ende doch noch verändert.

Eine heikle Wette, für die der Satz gilt, den ein anderer „konservativer Rebell“, der Schriftsteller Arthur Moeller van den Bruck geprägt hat: „Wir müssen die Kraft haben, in Gegensätzen zu leben.“

Lesen Sie mehr in der JF 29/25.

Die Journalistin Julia Ruhs in der zweiten Folge ihrer Reportagereihe „Klar“. Foto: ARD
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