MÜNCHEN. Bei der Bewerbung um den Oscar für den besten internationalen Film hat Deutschland eine komplett iranische Produktion ins Rennen geschickt. Im kommenden Jahr soll „Die Saat des heiligen Feigenbaums“ den begehrten Filmpreis gewinnen.
Allerdings hat der Streifen mit Deutschland nichts zu tun: Er wurde von Iranern im Iran gedreht. Die Sprache ist durchgängig Farsi. Die Hauptdarsteller, der Regisseur und der Drehbuchautor sind ebenfalls Iraner. Die Entscheidung traf das zuständige Auswahlkomitee von German Films. Einer der Gesellschafter des Unternehmens, das deutsche Filme fördern soll, ist die bundeseigene Filmförderungsanstalt.
Nach den Dreharbeiten flüchtete der Regisseur Mohammad Rasoulof nach Deutschland. Im Iran wurde er zu einer achtjährigen Gefängnisstrafe und Folter verurteilt. Sein regimekritischer Film handelt von einem streng islamischen Juristen, der als Ermittlungsrichter am iranischen Revolutionsgericht arbeitet. Dabei sind vor allem die brutalen Verhöre gegen Oppositionelle ein Thema, die er auf der Suche nach einer verschwundenen Pistole gegen seine eigene Familie anwendet.
Größte Oscar-Chancen mit iranischem Film
Um mit dem Film den Oscar gewinnen zu können, berief sich Deutschland darauf, daß einer der sieben Produzenten die deutsche Staatsbürgerschaft besitzt. Zudem sehen die Regeln in Hollywood nicht vor, daß der Wettbewerbsbeitrag eines Landes auch in dessen Sprache spielen muß.
Der renommierte Film-Journalist Hanns-Georg Rodek mutmaßt in der Welt, daß das Auswahlgremium um den Schauspieler Ulrich Matthes die iranische Produktion ausgewählt hat, „weil es sich bei ‚Die Saat des heiligen Feigenbaums‘ die größten Chancen ausrechnete, den Oscar zu holen“. Er schreibt: „Das Starren auf den (vermuteten) Geschmack und das (putative) Wahlverhalten der Oscar-Wähler gibt bei den deutschen Nominierungen stets den Ausschlag.“ (fh)