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Oscarverleihung: Rassismus in Hollywood?

Oscarverleihung: Rassismus in Hollywood?

Oscarverleihung: Rassismus in Hollywood?

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Oscar-Verleihung: Ist Hollywood rassistisch? Foto: picture alliance/dpa
Oscarverleihung
 

Rassismus in Hollywood?

Im vergangenen Jahr war unter den Oscar-Nominierten kein einziger schwarzer Schauspieler. Schnell kam daher der Rassismus-Vorwurf auf. Und siehe da: Bei der diesjährigen Oscar-Verleihung gehen gleich sechs schwarze Schauspieler ins Rennen. Ein Kommentar von Lukas Mihr.
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„Rassismus!“, so lautete unisono der Vorwurf anläßlich der Oscarverleihung 2016. Alle nominierten Schauspieler waren weiß. Unter dem hashtag #oscarssowhite rief Will Smith zum Boykott der Preisverleihung auf.

Um so größer die Überraschung, als gestern gleich sechs schwarze Schauspieler (und der indischstämmige Dev Patel) nominiert wurden. Spiegel Online sprach sogleich von einem „guten Zeichen“, merkte aber skeptisch an: „Wie ernst es die Academy mit der Vielfalt wirklich meint, wird sich jedoch erst bei der Vergabe der Oscars zeigen.“ Haben die Medien tatsächlich in einem heldenhaften Kampf die rassistische Oscar-Jury in ihre Schranken verwiesen?

Schlicht Zufall

Die Wahrheit ist eine andere – wie uns die Mathematik zweifelsfrei verrät. Der Schauspiel-Oscar wird in vier Kategorien verliehen: Hauptdarsteller, Nebendarsteller, Hauptdarstellerin und Nebendarstellerin. In jeder Kategorie gibt es fünf Nominierte – also insgesamt 20. Da im vergangenen Jahr der europäische Film besonders stark vertreten war, waren nur neun der Nominierten US-Amerikaner. Afroamerikaner machen ca. 12 Prozent der US-Bevölkerung aus. Also wäre gerade einmal ein Schwarzer unter den Nominierten zu erwarten gewesen. Daß diese Zahl auf null sank, war kein Rassismus, sondern schlicht Zufall.

Natürlich könnte hinter der hohen Zahl schwarzer Nominierter eine politische Absicht oder Reaktion auf die letztjährige Kontroverse stehen. Jedoch waren bereits 2007 fünf Schwarze nominiert, ohne daß der Preisverleihung eine Debatte über Rassismus vorausgegangen wäre. Interessanter als die Kandidaten ist ohnehin der exklusivere Kreis der tatsächlichen Gewinner. Unter den US-amerikanischen Oscar-Preisträgern der vergangenen 20 Jahre machen Schwarze 18 Prozent aus – somit liegen sie über ihrem Bevölkerungsanteil von 12 Prozent.

Hysterische Rassismusvorwürfe

Doch auch abseits der Mathematik wäre es für die Medien im vergangenen Jahr ein leichtes gewesen, die hysterischen Rassismusvorwürfe ins Reich der Legende zu verweisen.

Ja, keiner der nominierten Schauspieler war schwarz. Aber Cheryl Boone Isaacs, die Vorsitzende der Oscar-Jury ist es. Schwarz waren auch Chris Tucker, der Moderator der Veranstaltung, Reginald Hudlin, Produzent der TV-Übertragung und Harold Wheeler, der die Preisverleihung als Dirigent musikalisch begleitete.

Weitere Schwarze, Hispanics und Asiaten standen als Laudatoren oder Co-Moderatoren auf der Bühne. Zwei Mexikaner wurden als bester Regisseur bzw. Kameramann ausgezeichnet, der Preis in den beiden Dokumentarfilm-Kategorien ging an zwei Muslime. In den weniger bedeutenden Sparten wie Soundeffekt, Animation oder Kurzfilm zählten Südamerikaner, Asiaten und auch Araber zu den Nominierten bzw. Gewinnern.

Linksliberales Biotop

Ohnehin ist Hollywood ein typisch linksliberales Biotop, wie aus der Nominiertenliste klar ersichtlich ist: Der Film „Moonlight“ erzählt vom Leiden eines schwulen Afroamerikaners, in „Loving“ geht es um die Aufhebung des Verbots gemischtrassiger Ehen, während sich „Hidden Figures“ mit schwarzen Mathematikerinnen befaßt, die entscheidend an der Mondlandung mitwirkten.

Erst vor wenigen Jahren wurden „12 Years a Slave“ über das Schicksal eines Sklaven und „Selma“ über das Wirken Martin Luther Kings ausgezeichnet bzw. nominiert. Auch die Thematisierung von Homo- bzw. Transsexualität resultierte in der jüngeren Vergangenheit in Oscar-Gewinnern. („Boys Don’t Cry“, „Milk“, „Dallas Buyers Club“, „The Danish Girl“). Bereits drei Mal wurde die Preisverleihung von Schwulen bzw. Lesben moderiert.

Sympathien für Demokraten

Einen eklatanten Widerspruch zu den Rassismusvorwürfen stellen die politischen Positionierungen der Hollywood-Granden dar. Generell gelten sie als Unterstützer der demokratischen Partei und legten sich bereits 2007 auf Barack Obama als Präsidentschaftskandidaten fest, der ohne ihre finanzielle Unterstützung wohl kaum den Kampf gegen die favorisierte Hillary Clinton gewonnen hätte. First Lady Michelle Obama, die auf große Sympathien in der amerikanischen Unterhaltungsindustrie zählen durfte, verkündete 2013 den Oscar für den besten Film.

Im Herbst positionierten sich mehrere Filmstars in einem ironischen und zugleich ernsten Video gegen Donald Trump, eine Warnung, die Oscar-Preisträgerin Meryl Streep vor gerade einmal zwei Wochen erneuerte.

Die Fakten widerlegen das Narrativ vom rassistischen Hollywood. Doch die Medien verlassen sich lieber auf „alternative Fakten“.

Oscar-Verleihung: Ist Hollywood rassistisch? Foto: picture alliance/dpa
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