STUTTGART. Christine Prayon, die als Reporterin „Birte Schneider“ elf Jahre für die „Heute-Show“ arbeitete, hat die Satire-Sendung verlassen. Bereits im vergangenen September hatte sie dort ihren letzten Auftritt. Schwere Nebenwirkungen nach der Corona-Impfung hinderten sie seitdem an ihrer Arbeit. Im Rückblick erhebt sie schwere politische Vorwürfe.
Der in Stuttgart erscheinenden Kontext Wochenzeitung sagte sie: „Ich habe mit der Art, wie die großen gesellschaftlich prägenden Themen seit Corona behandelt werden, zunehmend Bauchschmerzen bekommen.“ Gegenüber den Verantwortlichen um Moderator Oliver Welke habe sie erklärt, daß sie sich nicht mehr daran beteiligen wolle, „Andersdenkende der Lächerlichkeit preiszugeben“.
„Heute-Show“ brandmarkt Andersdenkende als rechts
Die „Heute-Show“ und andere Satire-Sendungen im öffentlich-rechtlichen Rundfunk machten einen Diskurs unmöglich, kritisierte Prayon. Vielmehr verschärften sie die gesellschaftliche Spaltung: „Wie wenig bedarf es mittlerweile, um als rechts gebrandmarkt zu werden? Wann bin ich rechts, wann bin ich eine Verschwörungstheoretikerin, eine Schwurblerin? Ich habe Fragen, ich habe Kritik, ich möchte mich äußern dürfen, ich möchte auch zuhören dürfen, ich möchte auch den hören, der für das Letzte gehalten wird.“ Sie könne mit Satire, die das verunmögliche, nichts mehr anfangen. „Das ist ein Simulieren von Freiheit.“
Satire dürfe sich nicht daran beteiligen, den Diskurs zu verengen, sagte Prayon: „Und jetzt findet genau dies wieder statt beim Krieg in der Ukraine. Da werden Narrative und Positionen von Gruppen, die gesellschaftlich in der Hierarchie weit oben stehen, unablässig wiederholt und gleichzeitig wird Stimmung gegen Andersdenkende gemacht. Das hat nach meinem Dafürhalten nichts mehr mit Satire zu tun.“
Böhmermann zeigte Ungeimpften Stinkefinger
Vielmehr würden gängige Narrative der herrschenden Klasse verstärkt. Das tue auch Jan Böhmermann, den sie ebenfalls scharf kritisierte: „An eine Sendung kann ich mich noch gut erinnern. Da ging es um Nichtgeimpfte, und dann lehnte er sich zurück und zeigte zwei Stinkefinger. Ich dachte, wie kann man das machen?“ Corona habe die Gesellschaft gespalten: „Und die Fernseh-Satire hat dabei keine rühmliche Rolle gespielt. Da finde ich mich nirgendwo mehr wieder.“
Prayon sagte, sie werde nun von ihrer „Redefreiheit“ Gebrauch machen. Wenn sie Beifall von der falschen Seite bekomme, sei ihr das egal. Sie wolle nicht aufhören zu reden, weil sie „eventuell falsch verstanden“ werde. „Es ist bedenklich, wenn ein Klima herrscht, wo man so schnell verurteilt wird für das, was man sagt.“ (fh)