BERLIN. Nach einem taz-Artikel über die schlechten Arbeitsbedingungen von Journalisten in Deutschland hat eine ehemalige Autorin des Blattes darauf aufmerksam gemacht, daß die linke Tageszeitung ihre Mitarbeiter teilweise selbst schlecht entlohnt. „Mit Verlaub, liebe taz: Ich kann man keines Auftraggebers entsinnen, der mich mieser bezahlt hätte“, mahnte die Journalistin Judith Henke am Mittwoch auf Twitter. Henke arbeitet heute als freie Mitarbeiterin unter anderem für die Welt.
Mit Verlaub, liebe Taz: Ich kann mich an keinen Auftraggeber entsinnen, der mich mieser bezahlt hat. Ich glaube, es waren 80 Euro für einen Text, für den ich acht Stunden gebraucht habe. Das sind 10 Euro pro Stunde. Der Mindestlohn liegt bei 12,43 Euro. https://t.co/QZPv5OiRCN
— Judith Henke 🇺🇦 (@missjuliethotel) March 29, 2023
In dem taz-Artikel hatte die Redakteurin Shoko Bethke laut über die Möglichkeit von Journalistenstreiks in Deutschland nachgedacht. „Medien berichten ständig über Streiks. In der einen Woche ist es das Gesundheitspersonal, in der anderen das deutsche Verkehrswesen. Aber der Journalismus streikt nicht mit, zumindest nicht medienübergreifend und nicht bundesweit. Warum eigentlich nicht?“, fragte sie in ihrem Beitrag.
Wann kommt der taz-Streik?
Bethke verband ihre Überlegung auch mit einem kleinen Seitenhieb gegen freischaffende Journalistinnen wie Henke. Diese würden durch ihr flexibles Arbeitsmodell Streiks unter Medienschaffenden erschweren. „Weil Gewerkschaften unmöglich zu einem bundesweiten Medienstreik aufrufen würden, Journalismus zu großen Teilen auch von freien Journalist:innen lebt und Journalist:innen mancher Medien aktuell gar nicht streiken dürfen, bleibt er Wunschdenken.“
Als Beispiele für Medien, in denen gestreikt wird oder werden könnte, erwähnte Bethke den Berliner Tagesspiegel, das Deutschlandradio und die Tagesschau-Redaktion. Wann es zur Arbeitsniederlegung in den Räumlichkeiten der taz-Redaktion kommen werde, ließ Bethke indes offen. (fw)