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Kinokritik: „Sterne zum Dessert“: Leckerlis mit Sahnehäubchen

Kinokritik: „Sterne zum Dessert“: Leckerlis mit Sahnehäubchen

Kinokritik: „Sterne zum Dessert“: Leckerlis mit Sahnehäubchen

Mit Liebe zur Schokolade gelingt in "Sterne zum Dessert" der Aufstieg.
Mit Liebe zur Schokolade gelingt in "Sterne zum Dessert" der Aufstieg.
Mit Liebe zur Schokolade gelingt in „Sterne zum Dessert“ der Aufstieg Foto: KinoCheck / YouTube Screenshot
Kinokritik
 

„Sterne zum Dessert“: Leckerlis mit Sahnehäubchen

Der französische Spielfilm „Sterne zum Dessert“ schildert den Aufstieg einer prekären Existenz und serviert nebenbei allerlei kalorienreiche Köstlichkeiten. Die Lebensgeschichte des Weltklasse-Konditors Yazid Ichemrahen könnte keine bessere Vorlage bieten.
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Daß Sinnlichkeit im französischen Film nicht gleichbedeutend ist mit Erotik, zeigt ein neuer, wunderbarer Nach-Weihnachtsfilm. Er heißt „Sterne zum Dessert“, und wie hier Kuchen, Köstlichkeiten, kleine Leckerlis mit Sahnehäubchen ins Bild gesetzt werden, das ist so aufregend sinnlich, daß man als Zuschauer hin und wieder selbst gern zulangen würde. Regisseur Sébastien Tulard ist also ein Meister sinnlichen Erzählens, aber er hatte es auch mit einer äußerst appetitlichen Vorlage zu tun.

Tulard verfilmte nämlich die Lebensgeschichte des Weltklasse-Konditors Yazid Ichemrahen, der 2014 ganz offiziell zum „Weltmeister des Eisdesserts“ wurde und in Frankreich ein Star ist. Geschichten von sozial Benachteiligten, die ganz groß rauskommen, ob durch Boxen („Rocky“), Musik („Der Klang von Paris“), Tanz („Ganz oder gar nicht“), Debattierkunst („Die wunderbare Mademoiselle Neïla“) oder wie hier durch die Kunst des Backens, funktionieren im Film immer. Und so war die Vorlage für den Film, Ichemrahens autobiografischer Roman „Un rêve d’enfant étoilé“, ein nahezu todsicheres Rezept für eine Kino-Delikatesse.

Hin- und hergerissen zwischen den Welten

Auf drei Ebenen, die er miteinander verschränkt erzählt, entfaltet Tulard sein Porträt eines Ausnahmekünstlers auf dem Weg in den Sternenhimmel des erlesenen Geschmacks. Da ist zunächst einmal der siebenjährige Yazid des Jahres 1998, der in dem Provinznest Épernay zu Hause ist, ohne richtig zu Hause zu sein. Hin- und hergerissen zwischen seiner überforderten leiblichen Mutter Samia (Loubna Abidar) und einer Pflegefamilie, die sich liebevoll um ihn kümmert, unternimmt der Junge einen ersten Backversuch, der als einstürzender Neubau endet. Doch seine lebenslange Leidenschaft für die Kunst des Kuchenmachens ist erwacht.

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Im zweiten Strang lernt der Zuschauer den zum jungen Mann herangewachsenen Yazid (Riadh Belaïche) des Jahres 2006 kennen, der mit dem Siebenjährigen rein optisch zwar keine Ähnlichkeit hat, aber dieselbe Leidenschaft teilt. Und so unternimmt er den aussichtslos scheinenden Versuch, von einem der Meister des Fachs unter die Fittiche genommen zu werden. Dazu muß der inzwischen in einem Heim lebende Junge nach Paris. Aber die französische Hauptstadt liegt 180 Kilometer von Épernay entfernt. Schlafmangel und Verspätungen sind da so sicher wie die Sahne in der Sachertorte.

Mit voluminöser Schoko-Skulptur in den Wettbewerb

Nachdem es dem ehrgeizigen jungen Mann mit einer Demonstration eigener Stärke gelungen ist, sich einen Platz in der Azubi-Gruppe eines Pariser Chef de Cuisine zu erbacken, ist eine wichtige Karrierestufe erklommen. Große Hoffnungen setzt Yazid vor allem auf einen Wettbewerb für Nachwuchskonditoren mit Schwerpunkt Schokolade („Jeunes Chocolatiers“). Yazid hat sich dafür eine voluminöse Schoko-Skulptur ausgedacht. Die ist aufgrund des Baumaterials indes mindestens so fragil wie das Nervenkostüm seiner Mutter, die immer mal wieder auftaucht und Unruhe in Yazids Leben bringt.

Und schließlich sieht der Zuschauer das Backwunderkind im Jahre 2013 als bereits arrivierten Konditor, der im Grand-Hôtel an der Côte d’Azur eine lukrative Beschäftigung aufgenommen hat. Wieder liebäugelt der Mann mit den geschickten Händen mit einem Wettbewerb. Diesmal ist es das Auswahlverfahren des französischen Konditoreiverbands für die Süßspeisen-WM, bei der sechs Nationen ins Rennen um das beste Dessert der Welt gehen. Doch in der Küche des Grand-Hôtels gerät Yazid zwischen die Fronten eines Zwists zwischen seinem Lieblingskollegen Manu (Dycosh) und einem intriganten Armleuchter-Vorgesetzten und gefährdet damit seine Chance, in den Konditor-Olymp aufzusteigen.

Es geht um die Sterne

Im Original heißt der Film „A la belle étoile“ („Auf den guten Stern“), und um Sterne geht es tatsächlich immer wieder: Sie sind das Symbol der Hoffnung für prekäre Existenzen wie Yazid, aus dem Nichts heraus plötzlich am Firmament zu erstrahlen. Und natürlich geht es auch um die berühmten Michelin-Sterne, die für alle großen Restaurantbetreiber das Maß aller Dinge sind.

Was ist leichter zuzubereiten, ein Himbeer-Finger oder ein Valentino? Wie sieht ein Schwarzwälder Kirschtörtchen in Frankreich aus? Und was ist das Besondere an einem Paris-Brest? Dieser Film beantwortet Fragen, die selbst Feinschmecker sich noch nie gestellt haben. Seit „Chocolat“ (2000), der zartesten kinematographischen Versuchung, seit es Schokolade im Film gibt – die Französin Juliette Binoche erspielte sich damit eine Oscar-Nominierung –, ist allseits bekannt, wie sinnlich Süßigkeiten auf der Leinwand wirken können. Alle, die nach Weihnachten von kalorienreichen Köstlichkeiten immer noch nicht genug haben, sind hier also goldrichtig. Und allen anderen sei gesagt, daß man sich vom bloßen Zusehen ja nicht den Magen verderben kann.

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Filmstart von „Sterne zum Dessert“ ist der 28. Dezember. 

Mit Liebe zur Schokolade gelingt in „Sterne zum Dessert“ der Aufstieg Foto: KinoCheck / YouTube Screenshot
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