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Doku über Oskar Fischinger: Musik für die Augen

Doku über Oskar Fischinger: Musik für die Augen

Doku über Oskar Fischinger: Musik für die Augen

07.03.2017, Hessen, Frankfurt/Main: Eine Frau steht bei der Pressevorbesichtigung zur Ausstellung "Moderne am Main 1919-1933" (18.01.2019 - 14.04.2019) im Museum Angewandte Kunst vor einer Projektion des Experimental-Filmers Oskar Fischinger, die zwischen 1924 und 1928 entstanden ist. Zum Bauhaus-Jubiläum zeigt das Museum den universalen Anspruch im Mode-, Interieur-, Industrie-, Produkt- und Kommunikationsdesign der damaligen Moderne. Foto: Frank Rumpenhorst/dpa
07.03.2017, Hessen, Frankfurt/Main: Eine Frau steht bei der Pressevorbesichtigung zur Ausstellung "Moderne am Main 1919-1933" (18.01.2019 - 14.04.2019) im Museum Angewandte Kunst vor einer Projektion des Experimental-Filmers Oskar Fischinger, die zwischen 1924 und 1928 entstanden ist. Zum Bauhaus-Jubiläum zeigt das Museum den universalen Anspruch im Mode-, Interieur-, Industrie-, Produkt- und Kommunikationsdesign der damaligen Moderne. Foto: Frank Rumpenhorst/dpa
Frau vor einer Projektion des Experimental-Filmers Oskar Fischinger. Foto: Frank Rumpenhorst/dpa
Doku über Oskar Fischinger
 

Musik für die Augen

Der Filmvisionär Oskar Fischinger war ein Wegbereiter und innovativer Gestalter von Bewegtbildern. Der Dokumentarfilm über ihn ist ein bewegendes Zeitdokument über einen der bedeutendsten Filmkünstler des 20. Jahrhunderts.
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Der 1900 in der hessischen Kleinstadt Gelnhausen als Sohn eines Drogisten geborene Oskar Fischinger war ein Pionier des Animationsfilms. Harald Pulchs und Ralf Otts Dokumentarfilm zu seinem Leben beruht auf Originalsequenzen und einem 1993 in Los Angeles geführten Interview mit Fischingers Witwe und Cousine Elfriede, die einst ihre Ausbildung an der Kunstgewerbeschule Offenbach absolviert hatte.

Schon frühzeitig widmete sich Fischinger abstrakten Formen, die er in Animationsfilmen in Bewegung brachte. Meist geschah dies in enger Verbindung zu musikalischen Stücken, da er einen Bedeutungszusammenhang zwischen Ornamenten, Bewegungen und Tönen zu erkennen meinte. In Berlin wurde Fischinger bei der UFA tätig, arbeitete an Fritz Langs Spielfilm „Frau im Mond“ mit. Er drehte Werbefilme und experimentierte mit dem frühen Farbfilm. In dem vom Kinopublikum viel beachteten Werbeclip „Muratti greift ein“ ließ er Horden von Zigaretten durch Berlin laufen.

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Keinen Verleih gefunden

Der italienische Künstler Lucio Fontana wurde auf Fischingers Film „Komposition in Blau“ aufmerksam, ließ sich eine Rolle schicken und zeigte den Streifen auf der Biennale. „Komposition in Blau“ wurde ein Publikumsliebling und erhielt einen Spezialpreis. Fischinger fand allerdings keinen Verleih für den Film. Und dies trotzdem er in einem für abstrakte Experimente wenig offenen NS-Kulturbetrieb sogar eine Ausnahmegenehmigung der Filmprüfstelle erhalten hatte.

Diese offenbar konziliante Haltung der NS-Kulturbürokratie paßt allerdings nicht so recht ins Bild der Inszenierung Fischingers als Exilant, um die der Dokumentarfilm bemüht ist. Elfriede Fischinger erwähnt ausschließlich, daß es nach der Biennale-Schau einen mahnenden Brief der Reichsfilmkammer gegeben habe, nach dem vor der Versendung erst ein Antrag bei der Behörde hätte eingereicht werden müssen. In Pulchs und Otts Film wird diese Anekdote mit Aufnahmen der Schmäh-Ausstellung „Entartete Kunst“ optisch garniert, obwohl es keinen Hinweis darauf gibt, daß jemals Werke Fischingers dort gezeigt worden wären. Zwar wird allgemein eifrig abgeschrieben, daß Fischinger als „entartet“ eingestuft wurde, konkrete Quellen werden aber nicht genannt. Zudem weilte Fischinger bei Beginn der Ausstellung schon seit über einem Jahr in den USA.

Als Pionier gewirkt

Er ist dorthin auch nicht aus Gründen einer Verfolgung ausgewandert, weshalb sich die begriffliche Verwischung zu politischen Exilanten eigentlich verbieten sollte. Vielmehr spielte die Karriere die entscheidende Rolle. Fischinger hatte ein Angebot der Produktionsfirma Paramount erhalten. Doch die Zusammenarbeit platzte bald an seinem Eigensinn. Er mochte nicht mehr hinter die Entwicklungsstufe des Farbfilms zurückgehen, Paramount aber setzte noch auf Schwarz-Weiß. Rasch folgte ein Angebot von MGM, das ihm mehr künstlerische Freiheit ließ.

Im amerikanischen „Exil“ aber erlebten Fischinger und seine Frau plötzlich wirklich Gängelung und Not. Der Zweite Weltkrieg brach aus, und der Wegbruch europäischer Absatzmärkte führte zur Beendigung der Zusammenarbeit mit MGM. Die Fischingers fielen ins Elend und wurden nur durch einen Fonds für Exilanten vom Hunger befreit. Schließlich erhielt Fischinger einen Vertrag bei Disney, von Elfriede allerdings als „Sklavenvertrag“ betitelt. Er erhielt 75 Dollar pro Woche, während Paramount noch 250 Dollar gezahlt hatte. Jegliche künstlerische Arbeit, auch private Zeichnungen, gehörten fortan Disney. Nach einer Beendigung der Tätigkeit durfte er zudem ein Jahr lang keinen anderen Animations-Job annehmen. Ausbeutung pur. Doch es kam noch schlimmer. Nach Pearl Harbour wurden Deutsche als „Enemy Aliens“ eingestuft und durften gar keine Tätigkeit mehr in Filmstudios ausüben. Die Regelung galt bis 1949. Fischinger hielt sich mit Hilfe von Gönnern über Wasser, Elfriede mußte als Entwurfszeichnerin Geld in die Familienkasse spülen.

Den Filmemachern zeigt sie viele abstrakte Gemälde aus der letzten Lebensphase des Filmemachers. Und den Bücherschrank, in dem sich neben Oswald Spengler Werke über Telepathie, Astrologie und Astronomie befanden. Fischinger hat als Pionier gewirkt, scheint der ornamenten Entwicklung teils drei Jahrzehnte voraus. Nach Schlaganfällen starb er 1967 in Los Angeles.

Frau vor einer Projektion des Experimental-Filmers Oskar Fischinger. Foto: Frank Rumpenhorst/dpa
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