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Strom aus dem Fernseher?: „Tagesschau“ bringt grüne Fake-News und beläßt es dabei

Strom aus dem Fernseher?: „Tagesschau“ bringt grüne Fake-News und beläßt es dabei

Strom aus dem Fernseher?: „Tagesschau“ bringt grüne Fake-News und beläßt es dabei

ARD-„Tagesschau“ unter der Lupe
ARD-„Tagesschau“ unter der Lupe
ARD-„Tagesschau“: Faktencheck bleibt mangelhaft Foto: picture alliance/Bildagentur-online
Strom aus dem Fernseher?
 

„Tagesschau“ bringt grüne Fake-News und beläßt es dabei

Die „Tagesschau“ verbreitet auf ihrer Seite grüne Fake-News über einen Tüftler aus Afrika, der einen Fernseher zu einer Energiequelle umgebaut habe. Nachdem Medien die Ente entdecken, löscht das ARD-Flaggschiff den Beitrag und läßt die Falschinformation unkommentiert im Raum stehen. Schließlich wirft die Deutsche Welle noch einen Rassismusverdacht hinterher.
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Die ARD-„Tagesschau“ sieht offenbar keine Notwendigkeit, in Umlauf gebrachte Fake-News richtigzustellen. Jedenfalls bleibt das deutsche Nachrichten-Flaggschiff der öffentlich-rechtlichen Sender eine Richtigstellung seiner Falschmeldung über einen energieerzeugenden Fernseher aus Afrika auch auf explizite Nachfrage der JF hin schuldig.

Was war geschehen? Am Freitag meldete die mit Zwangsbeiträgen finanzierte „Tagesschau“ auf ihrer Webseite eine Sensation: Es gebe im afrikanischen Land Simbabwe einen Erfinder namens Maxwell Chikumbutso, der einen Fernseher so umgebaut habe, daß er allein aus Funkwellen in der Umgebung Strom erzeugen könne, um damit andere Geräte zu betreiben. So unglaublich diese Erfindung klingt, so viele journalistische Fallstricke bietet die Geschichte dahinter.

ARD-Tagesschau meldet auf Twitter die Erfindung aus Simbabwe Ein Fernseapparat, der ohne Strom funktioniert
Tweet der ARD-„Tagesschau“ mit der Meldung zur sensationellen Erfindung aus Simbabwe Foto: Twitter

„Tagesschau“ checkt nicht den Wahrheitsgehalt

Aufgeschrieben hatte die Story Jana Genth, ARD-Korrespondentin für Südafrika. Sie berichtet, Chikumbutso habe erklärt, der Fernseher sei ausgeschaltet, aber alle anderen Geräte an: „Jetzt ist es ein Mikroschallgerät, das Energie generiert. Selbst wenn der Fernseher aus ist, können durch ihn andere Dinge mit Strom versorgt werden.“

Die grüne Energiegewinnung läßt Genth offenbar kurzzeitig am Wahrheitsgehalt der Aussagen des angeblichen Erfinders zweifeln, denn sie schreibt: „Wenn sie sich durch weitere Überprüfungen bewahrheiten würde, wäre die Erfindung aus Simbabwe sensationell.“

Doch anscheinend ist die Geschichte auch angesichts der hiesigen Energieknappheit zu verlockend, und Genth zitiert den Afrikaner weiter: „Der Fernseher nutzt gewissermaßen kostenlose, erneuerbare und grüne Energie. Keine Emissionen, kein Verbrauch, keine Rohstoffe. Er nutzt die Funkwellen und wandelt sie um.“ Der Artikel geht online und das offenbar allein auf Basis des guten Glaubens in die Richtigkeit der Aussagen des Erfinders, denn eine Überprüfung hat nicht stattgefunden, wie Genth selbst auf Twitter zugibt.

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„Bild“ widerlegt die grünen Fake-News in nur zwei Stunden

Genth berichtet, Chikumbutso habe gesagt, Forscher aus den USA hätten bestätigt, daß die Erfindung funktioniere. Na dann muß das natürlich stimmen, oder? Lediglich, nachdem sich auf Twitter großes Mißtrauen regt, reagiert Genth und erklärt, sie habe keinen Kontakt zu den von Chikumbutso genannten US-Wissenschaftlern herstellen können. Das hätte sie vielleicht ergänzen sollen, fragt die gut bezahlte Journalistin in die Runde.

Es dauert nach der Veröffentlichung nicht lange, da sammelt sich ein Shitstorm auf Twitter, und nach nur etwas mehr als zwei Stunden hatte die Bild die Zeitungs-Ente entlarvt und kam zu dem Schluß: „Tagesschau fällt auf Betrüger herein“. Darin belegen die Springer-Journalisten mit einer einfachen Google-Suche, daß Chikumbutso kein Unbekannter ist: „Schon vor Jahren präsentierte er ein Elektroauto, das angeblich nicht geladen werden muß, weil es mit Magnetwellen und Radiofrequenzen angetrieben wird.“ Faktenchecker hatten das bereits als Falschnachricht gekennzeichnet. Sowohl das Prinzip Funkwellen zu Strom als auch der sogenannte Erfinder waren demnach bekannt, nur eben nicht für Genth und die „Tagesschau“-Redaktion.

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Deutsche Welle bringt Rassismusverdacht ins Spiel

Bis die „Tagesschau“ den Beitrag löscht, werden noch weitere drei Stunden vergehen. Doch damit nicht genug. Der Artikel ist den nächsten Tag nur noch im Webarchiv einsehbar, doch da erscheint eine erweiterte Hörversion des Stoffs auf der Webseite der ebenfalls öffentlich-rechtlichen Deutschen Welle. „Es klingt wie ein Teil der Lösung für unseren Energiehunger,“ verspricht der Sprecher mit seriöser Stimme. Um dann auf die phantastischen Recherchen von Genth zu sprechen zu kommen.

Den im „Tageschau“-Artikel immerhin mit einem Satz angezeigten Zweifel am Wahrheitsgehalt, hegt hier niemand. Im Gegenteil berichtet die Deutsche Welle als Mitglied der skandalgeplagten ARD, daß diese Technologie seit einiger Zeit sogar umgesetzt werde. Die Basis dieser Behauptung bleibt im Bericht allerdings ungenannt. Dafür kommt eine Erklärung für die Tatsache, warum diese bahnbrechende Technologie noch nicht in Europa angekommen sei, die auch der Baron von Münchhausen nicht besser hätte geben können. „Doch durchgesetzt habe sie sich noch nicht. Das habe, klagt der Erfinder im Gespräch mit Jana Genth, auch mit einer großen Portion Rassismus zu tun.“

Auch die Deutsche Welle nimmt den Artikel im Laufe eines Tages unkommentiert wieder aus dem Netz. Allein eine Richtigstellung fehlt immer noch. Nutzer der Seiten von „Tagesschau“ und Deutsche Welle werden einfach in dem Glauben an die revolutionäre grüne Technologie aus Afrika gelassen.

ARD-„Tagesschau“: Faktencheck bleibt mangelhaft Foto: picture alliance/Bildagentur-online
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