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Wettrennen mit Riesenechsen: „Jurassic World“ und die Frage: Was kann der Mensch verantworten?

Wettrennen mit Riesenechsen: „Jurassic World“ und die Frage: Was kann der Mensch verantworten?

Wettrennen mit Riesenechsen: „Jurassic World“ und die Frage: Was kann der Mensch verantworten?

Mensch trifft Dinosaurier in "Jurassic World" Foto: Universal Pictures Germany / Screenshot YouTube
Mensch trifft Dinosaurier in "Jurassic World" Foto: Universal Pictures Germany / Screenshot YouTube
Mensch trifft Dinosaurier in „Jurassic World“ Foto: Universal Pictures Germany / Screenshot YouTube
Wettrennen mit Riesenechsen
 

„Jurassic World“ und die Frage: Was kann der Mensch verantworten?

In „Jurassic World: Ein neues Zeitalter“ geht es um Amok laufende Dinosaurier und eine Menschheit, die Gott spielen will. Das ist nicht neu, bietet beim Zuschauen aber Unterhaltung und Anknüpfungspunkten zum Nachdenken über die Möglichkeiten der Gentechnik. Eine Filmkritik.
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Es war einmal ein Straßenfeger, der wollte warnen vor der Hybris des Menschen, Gott zu spielen. Er handelte von einem verrückten Multimillionär, der in einem Park aus Genmaterial gewonnene Dinos hielt. Die Vorlage stammte von Michael Crichton und Regie führte Steven Spielberg. Park und Straßenfeger hatten denselben Namen und schlugen ein wie eine Bombe. Im Park büxten infolge technischen Versagens die Dinosaurier aus, im Kino flippten die Zuschauer aus. Der Rest ist Filmgeschichte.

„Jurassic Park“ (1993) kommt einem heute vor wie eine Geschichte aus einem Land vor unserer Zeit: Der Dino an der Regierung hieß Helmut Kohl und hieß auch noch so, als 1997 mit „Die Vergessene Welt: Jurassic Park“ die erste Nachziehnummer ins Kino kam, und noch abenteuerlicher als zu Leben erweckte Saurier mutete eine lebensfähige Koalition der Kohl-Partei mit ihren Intimfeinden von den Grünen an. 2001 kam Teil drei der Saga. Dann wurde es still um die Urzeitviecher. 2015 wurde schließlich mit „Jurassic World“ eine zweite Generation von Amok laufenden Anarcho-Reptilien auf die Zuschauer losgelassen.

Der dritte Film der zweiten Generation, der heute in die Kinos kommt, „Jurassic World: Ein neues Zeitalter“, bildet nicht nur den Abschluß der zweiten Trilogie, er ist auch ein Treffen der Generationen. Denn neben Sam Neill, Laura Dern und Jeff Goldblum, den Helden des Films von 1993, sind auch Chris Pratt und Bryce Dallas Howard aus den jüngsten beiden „Jurassic World“-Filmen mit dabei, wenn es wieder heißt: Die Dinos sind los!

Flugsaurier nisten auf Wolkenkratzern

Die Menschenjagd ist neu eröffnet, die von Riesenechsen wie den gefährlichen Velociraptoren und dem Giganotosaurus, dem größten fleischfressenden Geschöpf, das jemals diesen Planeten besiedelt hat. Und auch diesmal sind selbstverständlich die Umstände, die zu den aus Sicht der Menschen durchaus brenzligen Situationen führen, eher nebensächlich. Wer die beiden letzten „Jurassic World“-Filme gesehen hat, wird sich erinnern an die spektakuläre Zerstörung von Isla Nublar, dem vermessenen Freiwildgehege für die Kreidezeitgiganten. Die Handlung des neuen Films setzt vier Jahre nach dem Fiasko ein. Die im Vorspann skizzierte Ausgangssituation ist durchaus reizvoll: Dinosaurier leben – und jagen – nun überall auf der Welt neben den Menschen. Wie schön das klappen kann, sieht man ja aktuell an den neu entstandenen Wolfsrudeln hierzulande.

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Ein gewaltiges Flugsauriernest auf einem Wolkenkratzer: hier ist wahr geworden, wovon King Kong nur träumen konnte. Das ist auch evolutionsgeschichtlich interessant. Man bedenke: Es handelt sich – aufgrund von Genexperimenten – um durchaus intelligente Dinos. Da ist es gar nicht mal sicher, daß der Mensch seinen Vorzugsposten als Krone der Schöpfung behalten kann.

Auf zwei lange Zeit getrennten Ebenen kommt die Handlung in Schwung: Owen Grady (Chris Pratt) und Claire Dearing (Bryce Dallas Howard), die als Pflegeeltern der vierzehnjährigen Maisie (Isabella Sermon) zurückgezogen in der Sierra Nevada leben und sich rührend um die Saurier in ihrer Nachbarschaft kümmern, werden in ein neues Abenteuer hineingerissen, als sowohl der sympathische Junior-Dino Beta als auch Töchterchen Maisie von den Schergen eines gefährlichen Mannes namens Santos entführt werden. Der Unhold betreibt einen illegalen Dino-Handel. Und Maisie hat ein Geheimnis: Sie ist ein wichtiger Prototyp in der Transhumanismus-Forschung: Ihre DNA wurde nämlich komplett neu geschrieben von der Person, deren korrigierter Klon sie ist und die selbst früh an den Folgen einer genetisch bedingten Krankheit starb.

Es geht um mehr als Dinos in „Jurassic World“

Im zweiten Erzählstrang versuchen Dr. Alan Grant (Sam Neill), seine Kollegin Dr. Ellie Sattler (Laura Dern) und schließlich auch Dr. Ian Malcolm (Jeff Goldblum) Licht in das Geheimnis akut auftretender Riesen-Heuschrecken zu bringen, die – sehr aktueller Bezug – die globale Weizenernte bedrohen, also eine weltweite Hungersnot auslösen könnten. Die DNA der Insekten wurde ebenfalls manipuliert. Die Spur führt zu dem Tech-Giganten Biosyn. Irgendwo sitzt da also wieder ein Größenwahnsinniger an den Schalthebeln eines hypermodernen Labors und spielt Gott. Und das kann nicht gutgehen.

Natürlich ist „Jurassic World: Ein neues Zeitalter“ nicht in erster Linie darauf angelegt, den Zuschauer zu philosophischen Betrachtungen über die Grenzen des Menschseins und der Moral zu animieren. Aber wenn Jeff Goldblum als Dr. Malcolm in einem Vortrag von dem Ziel spricht, das „menschliche Bewußtsein zu transformieren“, dann wird man schon mal hellhörig. Denn es handelt sich um ein verbales Andockmanöver an die theosophische Lehre vom „neuen Zeitalter“, in dem der Mensch alle ihm bislang gesetzten Grenzen überwindet.

Es geht also wieder mal um mehr als um Dinos. Es geht auch um die Frage: Was kann der Mensch verantworten? Die Anknüpfungspunkte für tiefere Debatten sind da. Nur lauern immer dann, wenn der Zuschauer ins Nachdenken gekommen ist, irgendwo hungrige Dinos, und er muß sich gemeinsam mit den bedrohten Helden auf der Leinwand ganz schnell wieder auf die Flucht begeben. So kann man natürlich nicht bis ins Herz der menschlichen Finsternis vordringen.

Daß Wettrennen mit Riesenechsen im insgesamt sechsten Film der Reihe unter einem gewissen Gewöhnungseffekt zu leiden beginnen, muß Regisseur Colin Trevorrow klar gewesen sein. Raffiniert behilft er sich, indem er fleißig bei den „Indiana Jones“-Filmen klaut (Sam Neill hat auch den passenden Hut); außerdem hat er eine so rasante Motorradverfolgungsszene eingebaut, daß man momentweise die Orientierung verliert und sich in einen Actionfilm-Klassiker mit Harrison Ford, „Terminator“ Arnold Schwarzenegger oder Tom Cruise in unmöglicher Mission zurückversetzt fühlt. Wo man sich tatsächlich befindet, fällt einem aber wieder ein, sobald der flotte Saurier ins Bild kommt, der mit gierig auf- und zuklappendem Kiefer hinter dem Fahrer her ist.

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„Jurassic World: Ein neues Zeitalter“ läuft ab dem 8. Juni in den Kinos. 

Mensch trifft Dinosaurier in „Jurassic World“ Foto: Universal Pictures Germany / Screenshot YouTube
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Marc Jongen, ESN Fraktion
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