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Öffentlich-rechtlicher Rundfunk: Streit um Kalbitz-Gespräch: RBB schafft Sommerinterviews ab

Öffentlich-rechtlicher Rundfunk: Streit um Kalbitz-Gespräch: RBB schafft Sommerinterviews ab

Öffentlich-rechtlicher Rundfunk: Streit um Kalbitz-Gespräch: RBB schafft Sommerinterviews ab

Brandenburgs Ex-AfD-Chef im RBB-Sommerinterview
Brandenburgs Ex-AfD-Chef im RBB-Sommerinterview
Andreas Kalbitz im RBB-Sommerinterview Foto: rbb24.de
Öffentlich-rechtlicher Rundfunk
 

Streit um Kalbitz-Gespräch: RBB schafft Sommerinterviews ab

Nach der Kritik an einem Sommerinterview mit dem früheren Brandenburger AfD-Chef Andreas Kalbitz hat der Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) beschlossen, seine Gesprächsreihe „Politik am See“ abzuschaffen. Das gesamte Format sei veraltet.
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HAMBURG. Nach der Kritik an einem Sommerinterview mit dem früheren Brandenburger AfD-Chef Andreas Kalbitz hat der Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) beschlossen, seine Gesprächsreihe „Politik am See“ abzuschaffen. „Es zwingt uns niemand, ein solches Konzept zu verfolgen“, sagt RBB-Chefredakteur Christoph Singelnstein der Zeit. „Nicht nur ich halte das gesamte Format für veraltet.“

Singelstein zeigte sich gegenüber der Wochenzeitung selbstkritisch. Das Interview mit Kalbitz hätte man härter führen müssen. „Ich frage mich: Wie kann es sein, daß das in meinem Verantwortungsbereich passiert?“ Auch Wochen nach der Ausstrahlung des Interviews kochten die Emotionen in der Redaktion deshalb noch hoch. „Es treibt mich noch sehr um, daß uns das passieren konnte.“

Die Schuld liege aber nicht bei der Interviewerin, sondern bei ihm und der Redaktion. Man habe nicht auf die hauseigene Expertise zum Thema Rechtsextremismus zurückgegriffen.

Restle: Keine Bühne für Kalbitz

Das Sommerinterview mit Kalbitz war am 5. Juli ausgestrahlt worden und hatte vor allem unter Journalisten in den sozialen Medien für scharfe Kritik gesorgt. Sie hielten dem RBB vor, Kalbitz eine Bühne vor einer hübschen Kulisse zu bieten, um sich als harmlosen Politiker zu präsentieren.

Vorne mit dabei: der Redaktionsleiter des vom WDR verantworteten ARD-Politmagazins „Monitor“, Georg Restle. Er warf dem RBB auf Twitter ein „Plauderstündchen mit einem Rechtsextremisten“ vor. Gegenüber der Zeit erneuerte Restle nun seine Kritik. Seiner Meinung nach hätten Politiker wie Kalbitz oder der Thüringer AfD-Chef Björn Höcke „keinerlei Anspruch darauf, sich im Rahmen eines Sommerinterviews präsentieren zu können“.

Der für öffentlich-rechtliche Sender verpflichtende Grundsatz der Ausgewogenheit ende da, „wo es um Parteien oder Politiker geht, die unseren demokratischen Freiheiten und Grundrechten feindlich gegenüberstehen“.

MDR lädt Höcke zu Sommerinterview

Der MDR will Höcke in der kommenden Woche dennoch zu einem Sommerinterview bitten. Man werde aber nicht wie der RBB eine entspannte Kulisse wählen, sondern ihn im Foyer des Landesfunkhauses Erfurt interviewen. Dessen Direktor Boris Lochthofen, der das Gespräch verantwortet, sagte der Zeitung, ein ganzes Team bereite das Interview seit Wochen vor. Es solle seriöser werden. Man wolle sich keine Fehler leisten.

Das ZDF hingegen hatte bereits im vergangenen Jahr beschlossen, Höcke nicht mehr in Talksendungen einzuladen. ZDF-Chefredakteur Peter Frey begründete das in einem Streitgespräch mit drei Zuschauern damit, daß Medien niemanden zu erziehen hätten.

„Aber wir müssen zeigen, wo die Grenzen demokratischer Gesinnung verlaufen.“ Auf die Frage, ob Höcke für das ZDF noch ein potentieller Talkshow-Gast sei, antwortete der Chefredakteur: „Nein.“ Wer Höcke bei der Landtagswahl in Thüringen Ende Oktober seine Stimme gegeben habe, habe „bewußt rechtsextrem“ gewählt. (krk)

Andreas Kalbitz im RBB-Sommerinterview Foto: rbb24.de
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