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Diskussion über Erdogan-Besuch: Erhellendes vom AKP-Mann

Diskussion über Erdogan-Besuch: Erhellendes vom AKP-Mann

Diskussion über Erdogan-Besuch: Erhellendes vom AKP-Mann

„hart aber fair“
„hart aber fair“
„hart aber fair“: Moderator Frank Plasberg (r.) und seine Gäste Foto: WDR/Oiver Ziebe
Diskussion über Erdogan-Besuch
 

Erhellendes vom AKP-Mann

„hart aber fair“ hatte zum interkulturellen Dialog geladen. Es ging dabei vor allem darum, den Erdogan-Besuch aufzuarbeiten. Den realistischsten Blick auf die kulturellen Konflikte hatten dabei wie so oft jene, die selbst einen Einwanderungshintergrund haben. Und so manch ein Zuschauer dürfte bei der Sendung seinen persönlichen Fritz-Schramma-Moment erlebt haben.
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„hart aber fair“ hatte zum interkulturellen Dialog geladen. Es ging dabei vor allem darum, den Deutschland-Besuch des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan aufzuarbeiten. Moderator Frank Plasberg leitete die Sendung mit den Worten ein: „Er ist wieder weg.“ Wohl nicht ganz unabsichtlich spielte der ARD-Mann damit auf den erfolgreich verfilmten Bestseller-Roman „Er ist wieder da“ des Autors Timur Vermes an. Den Staatsbesuch des türkischen Führers verglich der Moderator mit einem „mehrtägigen Polterabend“ nachdem es nun darum ginge, die Scherben wieder wegzuräumen. Daß man dies in der Türkei etwas anders sieht illustrierte die Redaktion anhand eingeblendeter Schlagzeilen großer türkischer Zeitungen.

Die Fronten waren also von Anfang an geklärt. In der Bevölkerung sind sie das schon lange. Nun ist diese gesellschaftliche Spaltung offenbar auch so langsam in den medialen und politischen Filterblasen angekommen. Auch wenn man über ihr Bestehen zunächst einmal noch nur diskutiert.

Daß dies schon ein gewaltiger Fortschritt ist, wird am Beispiel des ehemaligen Bürgermeisters von Köln, Fritz Schramma, deutlich. Der CDU-Politiker hat sich viele Jahre intensiv für den Bau der Zentralmoschee der Ditib in seiner Stadt eingesetzt. Gedankt wurde es ihm nicht. Genau wie die heutige Bürgermeisterin Henriette Reker und der Architekt der Moschee hatte er, bis kurz vor der Eröffnungsfeier, nicht einmal eine Einladung für den Festakt mit Erdogan erhalten.

Realistischerer Blick von Migranten

Diese Undankbarkeit, die er – wie er betont – so von den Türken eigentlich nicht kennt, schmerzt ihn sichtlich. Wer einmal so auf dem harten Boden der Realität gelandet ist, sollte eigentlich für die Zukunft von aller falschen Toleranz kuriert sein. Wenn Schramma von seiner noch immer bestehenden „Hoffnung auf einen europäischen Islam“ spricht und sagt, daß er keine Spannung zwischen Deutschen und Türken sieht, ahnt man aber, daß sich da einer noch längst nicht von seinen lange gehegt Lebenslügen verabschieden will.

Fritz Schramma wirkt ein bißchen wie die naive Freundin, von denen jeder mindestens eine in seinem Bekanntenkreis hat, die sich immer wieder auf die falschen Männer einläßt und dabei jedes Mal auf die Nase fällt. Auch ihr hilft man ein ums andere Mal, die Scherben ihrer Blödheit aufzulesen, bis man irgendwann einfach nicht mehr ans Telefon geht.

Einen deutlich realistischeren Blick auf die kulturellen Konflikte, die islamische Migration so mit sich bringt, liefern wie so oft jene, die selbst einen entsprechenden Migrationshintergrund mitbringen. Die kurdischstämmige Fußballerin Tugba Tekkal spricht offen vom Mißbrauch unserer Toleranz durch Erdogan und die Ditib. Die ehemalige Spielerin des 1. FC Köln sagt: „Irgendwann ist es mit der Diplomatie auch mal gut und klare kannte gefragt.“

Tochter von Inhaftiertem spricht

Bis man solch deutliche Worte aus der etablierten deutschen Politik hört, dürfte es wohl noch eine Weile dauern. Dem in der Sendung ebenfalls anwesenden Grünen-Politiker Cem Özdemir muß man aber immerhin zu Gute halten, daß er, anders als viele seiner Kollegen, einer direkten Konfrontation mit Erdogan nicht aus dem Weg gegangen ist. Daß er sich dafür selbst ein bißchen als Held abfeiert, mag man ihm, angesichts seiner persönlichen Bedrohungslage, durchaus nachsehen.

Deutlich eindringlicher wirken aber die Schilderungen der Tochter von Enver Altayli, der Ärztin Zeynep Potente. Der deutsche und türkische Staatsbürger ist einer von fünf politischen Gefangenen, die unter anderem derzeit für diplomatische Unstimmigkeiten zwischen Deutschland und der Türkei sorgen. Warum genau ihr Vater seit über einem Jahr in Haft sitzt, weiß sie nicht. Einzig, daß ihm von türkischen Behörden vorgeworfen wird, er sei Mitglied einer Terror-Organisation und habe Verbrechen für die Gülen-Bewegung begangen, hat man ihr mitgeteilt. Die Potente erzählt in einem Einzelinterview, wie ihr Vater in Anwesenheit seines Enkels zu einer Hausdurchsuchung von der Polizei aufgegriffen wurde und zwei Tage später in Haft kam.

Den Fritz-Schramma-Moment erleben

An dem AKP-Abgeordneten Mustafa Yeneroglu prallt all das jedoch ab. Der Politiker der Erdogan-Partei ist wie immer gut vorbereitet. Weit besser als seine deutschen Kollegen und leider auch besser, als die „hart aber fair“-Redaktion. Auf eine türkische App angesprochen, die zur Denunzierung von Regimekritikern dienen soll, reagiert er wie aus der Pistole geschossen und nennt „vergleichbare“ Apps deutscher Polizeibehörden. Auf viele seiner immer wieder wiederholten Argumente, wie der Behauptung, es gäbe auch in Deutschland unzählige Gefangene, die sich ohne konkrete Anklage in Haft befänden, weiß niemand etwas entgegen zu setzen. Plasberg bleibt einzig und allein, den Zuschauer auf den „Faktencheck“ zu vertrösten.

Durchaus erhellend ist, was der AKP-Mann zur deutschen Asylkrise zu sagen hat. Diese bezeichnet er als „sehr geringes Problem“. Der Erdogan-Getreue kritisiert den deutschen Staat dafür, das Menschenrecht der Flüchtlinge, nämlich in diesem Land aufgenommen zu werden, komplett ausgehebelt zu haben. Wer ernsthaft noch daran geglaubt hat, daß die Türkei zumindest beim Stop der Massenimigration nach Europa ein wichtiger und wertvoller Partner sei, dürfte gestern seinen persönlichen Fritz-Schramma-Moment erlebt haben.

„hart aber fair“: Moderator Frank Plasberg (r.) und seine Gäste Foto: WDR/Oiver Ziebe
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