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Valerie Wilms: „Ich wurde durch die Transition ja nicht zu einer Frau“

Valerie Wilms: „Ich wurde durch die Transition ja nicht zu einer Frau“

Valerie Wilms: „Ich wurde durch die Transition ja nicht zu einer Frau“

Die transsexuelle, ehemalige Grünen-Politikerin steht vor dem Deutschen Reichstag.
Die transsexuelle, ehemalige Grünen-Politikerin steht vor dem Deutschen Reichstag.
Valerie Wilms: In ihrer Autobiographie kritisiert die Transsexuelle auch das Selbstbestimmungsgesetz. Foto: picture alliance/dpa | Jens Kalaene.
Valerie Wilms
 

„Ich wurde durch die Transition ja nicht zu einer Frau“

Ex-Grünen-Politikerin Valerie Wilms stellt ihre Autobiographie vor – und offenbart darin ihre Transsexualität. Warum ist ausgerechnet sie als Transfrau eine scharfe Kritikerin des neuen Selbstbestimmungsgesetzes?
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BERLIN. Die transsexuelle Ex-Grünen-Bundestagsabgeordnete Valerie Wilms hat die Genderpolitik und den Transaktivismus in Deutschland scharf kritisiert. In Interviews mit der Neuen Zürcher Zeitung und Berliner Zeitung warnte sie vor den Folgen des Selbstbestimmungsgesetzes – auch für Transfrauen. Anlaß war die Vorstellung ihrer Autobiographie „Meine zwei Leben“, in der die 71jährige ihre Transsexualität öffentlich machte. Zudem wirft sie darin der aktivistischen Transbewegung vor, für die abnehmende Akzeptanz von Transsexuellen in der Gesellschaft verantwortlich zu sein.

Nachdem das Transsexuellengesetz Anfang der 1980er Jahre zunächst diskutiert und später von der sozialliberalen Regierung Helmut Schmidts durchgesetzt worden war, entschloß sich Wilms schließlich 1995, 41jährig, als Frau zu leben. Die studierte Maschinenbauerin war verheiratet und hat zwei Kinder. In die Politik ging Wilms mit 52 und saß acht Jahre für die Grünen im Bundestag – bis diese ihr 2023 zu ideologisch wurden. Besonders in der Genderpolitik gingen die Grünen Wilms zu weit. Doch auch in Klima- und Sozialfragen sei die Partei zu radikal.

„Es ist ein nötiger Prozeß“

„Ich wurde durch die Transition ja nicht zu einer Frau, bei bestem Willen nicht. Ich werde immer XY-Chromosomen haben, so weit sind wir noch nicht, daß wir das ändern könnten“, betonte die Politikerin nun. Wilms ist keine Frau, sondern lebe lediglich in der sozialen Rolle einer Frau. „Natürlich habe ich alles getan, was man operativ hinbekommen kann, um so weit wie möglich als Frau erkennbar zu sein.“

Wilms machte bei ihrer Transition vom Transsexuellengesetz Gebrauch. Dabei war wichtig, innerhalb eines psychiatrischen Gutachtens zu zeigen, sich mit dem Thema „Geschlechtswechsel“ auseinandergesetzt zu haben und bereit zu sein, dauerhaft in der Rolle des anderen Geschlechts zu leben. Dieses Verfahren fehlt heute beim Selbstbestimmungsgesetz.

Wilms bekräftigte jedoch: „Es ist ein nötiger Prozeß. Um sicher zu sein und Klarheit zu erlangen, braucht es die psychiatrischen Abklärungen. Es waren bittere Fragen, die mir gestellt wurden.“ Heute schneide sich die Transbewegung ins eigene Fleisch, da Transsexualität klar als Krankheit definiert war und kassenärztliche Leistungsansprüche bestanden. „Transsexualität ist eine Abweichung von der Norm. Und das ist für mich eine Form von Erkrankung.“ Auch wenn sie nach außen nicht krank erscheine, stehe sie dazu, dauerhaft psychisch krank zu sein.

Gesellschaftlich negative Folgen für Transsexuelle

Obwohl sich Wilms früh über ihre Transsexualität im Klaren gewesen sei, hätte sie nicht schon mit 18 Jahren mit der Transition begonnen. „Heute beginnt man schon bei Kindern und Jugendlichen mit der Hormonbehandlung, was ich für verheerend halte.“ Der Wunsch der Geschlechtsumwandlung könnte auch nur ein vorübergehender Zustand sein und irreversible Konsequenzen seien nach einer hormonellen und operativen Behandlung nicht mehr rückgängig zu machen. „Wenn sich jemand für trans hält, soll man ihn unhinterfragt unterstützen“, monierte Wilms den heutigen Umgang bei jungen Menschen.

Neben den verfrüht beginnenden Maßnahmen kritisierte Wilms die ausufernde Zurschaustellung der Transcommunity. Sie lege wert darauf, an ihrer Fachkompetenz als Ingenieurin gemessen zu werden und nicht auf ihr Transsein reduziert zu werden. Der Transaktivismus hingegen, der die Gender-Ideologie vorantrieb, verbaue den betroffenen Personen heute die Möglichkeit, ein unauffälliges und zufriedenes Leben zu führen. Eine Vertreterin des Transaktivismus ist Wilms‘ ehemalige Grünen-Kollegin, die transsexuelle Bundestagsabgeordnete Tessa Ganserer, über die sie sagte: „Ich habe nie wahrgenommen, daß sie als Umweltpolitikerin irgend etwas Wesentliches vollbracht hätte.“ Ganserer war 2018 die erste Abgeordnete, die ihre Transidentität publik machte.

Das Selbstbestimmungsgesetz bewirke das Gegenteil seines Zieles. Es gewährt einen jährlichen Wechsel der Geschlechtsidentität, was laut Wilms der gesellschaftlichen Akzeptanz von Transpersonen schade. Sie befürchtet, die Stimmung könne sich durch die neue Gesetzeslage gegen Transsexuelle richten. „Darum halte ich es für wichtig, daß wir wieder einen pragmatischen, vernunftbasierten Umgang mit diesem Thema finden, der die Biologie als das erkennt, was sie ist – die Wahrheit.“ (rsz)

Valerie Wilms: In ihrer Autobiographie kritisiert die Transsexuelle auch das Selbstbestimmungsgesetz. Foto: picture alliance/dpa | Jens Kalaene.
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