BUDAPEST. Die deutsche Leichtathletik-Nationalmannschaft kehrt mit der niedrigsten Ausbeute seit Bestehen des Wettbewerbs 1983 von der WM in Ungarn zurück. Kein einziger Sportler holte bei den neuntägigen Wettkämpfen eine Medaille. Stattdessen freute man sich zwischendurch über fünfte Plätze.
Mit der zur Schau gestellten Zufriedenheit war es am Sonntag aber dann doch vorbei. Der Sportdirektor des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV), Jörg Bügner, sagte: „Ich freue mich über persönliche Bestleistungen einzelner Athleten. Aber ich bin nicht zufrieden.“ Damit war die Schönrednerei zwar nicht ganz zu Ende, aber ein wenig Selbstkritik ob des desolaten Ergebnisses stellte sich dann doch ein. Speerwurf-Europameister Julian Weber kam am späten Sonntagabend als letzte deutsche Medaillenhoffnung nur auf Platz vier.
Leichtathletik-WM: Deutschland war Weltmacht
Wie brutal der Absturz des deutschen Teams ist, zeigt ein Blick auf den „Ewigen Medaillenspiegel“. Bis zum Wettkampf in Ungarn stand Deutschland dort auf Platz zwei aller Nationen. Nur die USA fuhren mehr Siege und Podestplätze als die Deutschen ein.
Von den 147 zu vergebenen Medaillen holten die Deutschen diesmal keine einzige. Sie wurden damit von 46 Nationen übertroffen, deren Athleten mindestens einmal auf dem Podest standen. Nach dem Ausscheiden der Männer und Frauen in der Vorrunde bei den Fußballweltmeisterschaften fuhr die einstige Sport-Weltmacht Deutschland damit die nächste herbe Pleite ein.
Bundesjugendspiele abgeschafft
Doch ob das wirklich zum Umdenken führt, bleibt zweifelhaft. Gerade erst fanden die Bundesjugendspiele für Grundschüler nicht mehr als Wettkampf statt. Sie wurden zu einem Event degradiert, der Freude statt Leistung in den Vordergrund stellen soll. Beide Begriffe sah man im SPD-geführten Familienministerium 2021 als Widerspruch und fällte die Entscheidung. Maßband und Stoppuhr gehören der Vergangenheit an, damit sich die Schwächeren nicht diskriminiert fühlen.
Und im Kinder-Fußball sind nun die Tabellen verboten, denn es sollen sich alle als Sieger fühlen können. Bei der Leichtathletik-WM gab es jedoch auch viele richtige Sieger – nur keinen aus Deutschland. (fh)