MÜNCHEN. Um handgemalte Bilder an einem Oktoberfest-Fahrgeschäft und einer -Wurfbude ist ein politischer Streit entbrannt. Münchens Zweite Bürgermeisterin Katrin Habenschaden (Grüne) will diese Gemälde zensieren, weil sie sie für rassistisch und sexistisch hält.
Doch die Schausteller weigern sich und erhalten Unterstützung vom Wiesn-Chef Clemens Baumgärtner (CSU). Nun schlägt Habenschaden vor, die Umgestaltung auf Steuerzahler-Kosten vorzunehmen: „Ich könnte mir vorstellen, daß die Stadt Schausteller*innen finanziell unterstützt, wenn sie ihre Fahrgeschäfte umgestalten möchten.“
Grüne: Oktoberfest ist kein rechtsfreier Raum
Die Grünen-Politikerin stört sich vor allem an Darstellungen an der Wurfbude „Crazy Alm“. Dort guckt ein Schwarzer einer Frau unter das Dirndl. Und beim Fahrgeschäft „Voodoo Jumper“ ist ein afrikanischer Eingeborener dargestellt.
Habenschaden: „Die Wiesn ist kein rechtsfreier und auch kein anstandsfreier Raum. Ich will nicht, daß Frauen und Mädchen auf der Wiesn der Rock hochgezogen wird – auch nicht auf Bildern.“ In der Bild-Zeitung spricht Wiesn-Chef Baumgärtner von Zensur, die Darstellungen seien Kunst.
Schaustellerverband: „Leben und Leben lassen“
Auch der Schaustellerverband widerspricht: „Die meisten Malereien sind 20 bis 30 Jahre alt. Wir sollten alle mehr den Grundsatz Leben und Leben lassen verinnerlichen. Wir haben so viele Probleme: Inflation, Energiekosten, Fachkräftemangel. Da sind die Malereien und der Streit dazu das Geringste.“
Habenschaden bleibt bei ihrem Oktoberfest-Kampf trotzdem hart: „Ich halte sexuelle Belästigung und Rassismus nicht für Kunst. Sondern für sexuelle Belästigung und Rassismus.“ Sie sei „erschrocken, daß ein gesellschaftlicher Grund-Konsens von manchen Politikern hier gerade aufgekündigt wird“. Im vergangenen Jahr war das Oktoberfest wegen des Verbots des Partyschlagers „Layla“ in die Schlagzeilen geraten. Auch der gilt als rassistisch und sexistisch. (fh)