MÜNCHEN. Der Liedermacher und SPD-Stadtrat Roland Hefter hat seinen genderkritischen Song „Gender Polizei“ verteidigt. „Mich mit Nazis zu vergleichen, weil ich ein lustiges Lied übers Gendern gemacht habe, ist an Dummheit kaum zu überbieten“, sagte Hefter am Montag in der Bild-Zeitung.
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Grüner spricht von „braunem Abschaum“
Zuvor hatten sowohl Grüne als auch Linke schwere Vorwürfe gegen Hefter erhoben. „SPD-Stadtrat fantasiert eine ’Gender-Polizei‘ herbei, die die Sprache kontrolliert. Ganz schön daneben, sich als Künstler so in den von rechts dominierten Kulturkampf gegen das ach so autoritäre Gendern einzusteigen“, empörte sich der Vorsitzende der Münchner Linksfraktion, Stefan Jagel, auf Twitter. Er erwarte eine Distanzierung von der städtischen SPD-Fraktion.
SPD-Stadtrat fantasiert eine "Gender-Polizei" herbei, die die Sprache kontrolliert. Ganz schön daneben sich als Künstler*in so in den von rechts dominierten Kulturkampf gegen das ach so autoritäre #Gendern einzusteigen.
Ich erwarte eine Distanzierung von der SPD-Fraktion!— Stefan Jagel (@stefan_jagel) February 9, 2023
Die angesprochene SPD zeigte sich wenig solidarisch. Hefters Fraktionschefin im Stadtrat, Anne Hübner (SPD), stellte den Song als eine Privatangelegenheit des Künstlers dar. „Roland ist Kabarettist und Künstler. Als solcher ist er frei, zu singen, was er möchte“, betonte die Sozialdemokratin. Der Stadtpolitiker Arne Brach (Grüne) fragte den Musiker laut der Bild-Zeitung in einer persönlichen Nachricht sogar: „Absicht, sich in mitunter braunem Abschaum wohlzufühlen? Wegen Likes?“
Unterstützung kam allerdings von der politischen Konkurrenz. Die CSU solidarisierten sich mit dem Künstler. „Ich bin entsetzt über den Shitstorm gegen Roland Hefter. Wer ihn in die Nähe von Rechtsextremen rückt, sollte seinen politischen Kompaß überprüfen“, twitterte der Fraktionsvorsitzende der CSU-Stadtratsfraktion, Manuel Pretzl, am Freitag. Hefters Kritik am Gendern müsse nicht jedem gefallen, sei aber legitim. „Wer das nicht aushält, sollte keine Politik machen.“
Ich bin entsetzt über den Shitstorm gegen Roland Hefter. Wer ihn in die Nähe von Rechtsextremen rückt, sollte seinen politischen Kompass überprüfen. Rolands Kritik am Gendern muss nicht jedem gefallen, aber sie ist legitim. Wer das nicht aushält, sollte keine Politik machen.
— Manuel Pretzl (@manuel_pretzl) February 10, 2023
Verdi-Chef München: „Danke Roland!“
Auch der Münchner Verdi-Vorsitzende Heinrich Birner sprang Hefter laut der Süddeutschen Zeitung ebenfalls zur Seite. „Danke Roland, ich finde dieses elitäre Sprachverhalten auch absurd“, kommentierte er den vergangene Woche veröffentlichten Song „Genderpolizei“.
Darüber hinaus stärkte auch der SPD-Landtagskandidat für den Bezirk Bogenhausen in München, Alexander Friedrich, dem Liedermacher den Rücken: „Wer dich aber politisch in die Rechtsaußen-Ecke der SPD stellt, bei deinem ganzen Engagement für die Rentnerinnen und Rentner, für die Menschen in München, denen es nicht so gut geht, sollte den eigenen politischen Kompaß überdenken.“
Gast auf dem Politischen Aschermittwoch
Der Münchner SPD-Bezirksverband Neuhausen-Nymphenburg lud den Schlagersänger prompt zum Aschermittwoch ein. „Wir freuen uns riesig, daß wir mit Roland Hefter einen herausragenden Sänger, Liedermacher und Münchner Kommunalpolitiker für unseren traditionellen Ausklang der Faschingszeit gewinnen konnten“, teilte die Parteigliederung zum Politischen Aschermittwoch am Samstag mit.
Hefter, der neben dem Lied „Genderpolizei“ auch Songs über die AfD und die Oktoberfestkultur in München veröffentlicht hatte, mokierte sich in seiner Gender-Parodie über die Tücken der Gendersprache. „Kinderkrankenschwester*in, Chefinnensekretär*in, Onkel*innen, Tant*innen und Samenspender*innen. Bürger*innenmeister*in, Gott Mutter in der Höh‘. Hilf uns heil’ge Jungrau*in, vom König*innensee“, trällerte Hefter in dem Song. (fw)