REGENSBURG/BERLIN. Christliche Vertreter haben deutliche Kritik an der neuesten Stellungnahme der Evangelischen Kirche Deutschlands (EKD) zur Abtreibung geäußert. Darin hatte sich die Kirche offen für eine Verlängerung der Straffreiheitsfrist auf 22 Wochen nach Empfängnis sowie für eine komplette Entkriminalisierung in „klar definierten Ausnahmefällen“ gezeigt. Es erscheine fragwürdig, dem Leben zu jedem Zeitpunkt der Schwangerschaft „mit Mitteln des Strafrechts Geltung verschaffen zu wollen“, lautete die Begründung. Lediglich die Pflicht zur Schwangerschaftsberatung soll beibehalten werden.
Diese Stellungnahme erschwere die Ökumene „gerade auf der Ebene, wo sie leicht möglich wäre“, kritisierte Regensburgs katholischer Bischof Rudolf Voderholzer. Heute würden ethische Fragen in einer säkularer werdenden Gesellschaft immer lauter, weil frühere Normen und Werte nicht mehr verstanden worden seien, bemängelt der Geistliche. Christen seien aufgefordert, gemeinsam Anwalt für das Menschsein und für das gottgewollte Leben zu sein.
Auch von EKD-Vertretern kommt die Kritik
Kritik kam auch von dem Bundesvorsitzenden des Evangelischen Arbeitskreises der CDU/CSU, Thomas Rachel. Als einziges EKD-Ratsmitglied hatte er gegen den Entwurf gestimmt. Der befürwortete Paradigmenwechsel schwäche den Lebensschutz, kritisierte der Bundestagsabgeordnete, ebenso wie die fehlende „theologische“ Einordnung des Lebens und seines Schutzes. Eine Abkehr von der befriedenden gesetzlichen Regelung des Paragrafen 218 im Strafgesetzbuch löse „die große Gefahr“ einer Polarisierung und Spaltung in der Gesellschaft aus. In dem Paragraph ist geregelt, wann Abtreibungen in Deutschland straffrei bleiben.
Auch einzelne als theologisch konservativ geltende Strömungen innerhalb der EKD sprachen sich öffentlich gegen den Entwurf aus. Dazu gehört die pietistische „ChristusBewegung Lebendige Gemeinde“ in der Evangelischen Landeskirche in Württemberg. Deren Vorsitzender, Pfarrer Friedemann Kuttler, sagte, die Frage nach dem Schutz des Lebens dürfe nicht dem gesellschaftlichen Trend unterliegen. Für die Bewegung sei ein Punkt erreicht, an dem sie nicht mitgehen könne. (IDEA/mit kuk)