BERLIN. Die im Berliner Stadtschloß sitzende Stiftung Humboldt Forum (SHF) hatte schwere Vorwürfe gegen Spender für den Wiederaufbau des Gebäudes und gegen den Förderverein Berliner Schloß erhoben. Nun muß sie zurückrudern. Die renommierte Rechtsanwaltskanzlei Raue, die eine Überprüfung der Spender-Liste vornahm und ein Gutachten schrieb, habe „keinen Hinweis auf rechtsradikale oder gar extremistische“ Spender gefunden, räumte sie jetzt ein.
SHF-Chef Hartmut Dorgerloh hatte den Förderverein um Wilhelm von Boddien aufgefordert, ihm nichtgenehme „Spenden zurückzuzahlen“. Auch die Medien hatten die Behauptungen eines langjährigen, linken Schloß-Kritikers übernommen. Demnach hätte der Verein Gelder von „rechten Spendern“ angenommen, um die alte Hohenzollernresidenz im Stadtzentrum zu rekonstruieren. Dies hat sich als unwahr herausgestellt, wie die SHF in einer jetzt verschickten Presseerklärung zugeben muß. Der Versuch, die Förderer, die den Wiederaufbau erst ermöglicht haben, in Verruf zu bringen, ist gescheitert.
Schloß-Spender: Gutachten der Kanzlei Raue
Auf Aufforderung der SHF, die vom Neubau auf ihrer Webseite vor allem die modern gestaltete Ostfassade zeigt, hatte der Förderverein der Kanzlei die Namen aller 113 Personen zugänglich gemacht, die jeweils mehr als 100.000 Euro gespendet hatten. „Nach Überprüfung dieser Unterlagen kommt die Kanzlei Raue zu dem Schluß, daß bis auf die Spenden des Deutschen Stifterverbandes und eines anonymen Spenders aus der Schweiz alle Spender dem Förderverein namentlich bekannt sind“, teilt die SHF mit. Bei allen könne „die Kanzlei Raue keinen Hinweis auf rechtsradikale oder gar extremistische Spender finden“.
Inzwischen tut die SHF so, als habe sie mit den Vorwürfen nichts zu tun. Sie nehme das „Ergebnis gern zur Kenntnis“, heißt es jetzt. „Der in der Presse geäußerte Verdacht, der Förderverein habe von rechtsextremen Personen oder Institutionen Großspenden angenommen, hat sich nicht erhärtet.“ Damit sei die Voraussetzung für eine „weitere konstruktive Zusammenarbeit zwischen der SHF und dem Förderverein“ geschaffen.
SHF brachte JUNGE FREIHEIT in Mißkredit
Im Zuge der Gesinnungsprüfung hatte die SHF auch die JUNGE FREIHEIT und deren Chefredakteur Dieter Stein in Mißkredit gebracht. Beide hatten für das Schloß gespendet. In einem Schreiben der Stiftung an den Förderverein hatte Dorgerloh mitgeteilt, daß die von der Zeitung vertretenen Positionen „nicht den ethischen und moralischen Standards des Humboldt-Forums“ entsprechen. Boddien müsse die Spenden zurückzahlen, verlangte er. (fh)