FRANKFURT AM MAIN. Ab der neuen Saison entscheidet nicht mehr der Spielerpaß, sondern die sexuelle Ausrichtung, wer beim DFB in einem Männer- oder in einem Frauenteam spielt. Die Regel gilt für den Amateur- und den Jugendbereich sowie im Futsal. Das hat der Verband gestern mitgeteilt. Weil sich die Frauen über eine Wettbewerbsverzerrung beschwerten, hat der Weltschwimmverband eine solche Regelung gerade erst abgeschafft.
Anders der DFB: Nicht nur Menschen, die sich als „divers“ oder „ohne Angabe“ haben eintragen lassen, profitieren davon, sondern auch Personen, die ihr Geschlecht umwandeln lassen, können nun wählen, ob sie lieber Fußballer oder Fußballerin sein möchten. Außerdem gelte dies laut DFB für transgeschlechtliche Kicker, „die nun zu einem selbstbestimmten Zeitpunkt wechseln können oder zunächst in dem Team bleiben, in dem sie bisher gespielt haben“.
Bundesregierung begeistert
Mit dem ehemaligen Nationalspieler Thomas Hitzlsperger hat der DFB eigens einen „Botschafter für Vielfalt“. Der bisher einzige bekennende schwule Ex-Profi sagte: „Der Fußball steht für Vielfalt, und auch der DFB setzt sich dafür ein.“ Mit der Änderung des Spielrechts „schaffen wir weitere wichtige Voraussetzungen, um auch Spieler*innen unterschiedlichster Geschlechteridentitäten das Spielen zu ermöglichen“.
Die Bundesregierung nimmt die neue DFB-Regelung äußerst positiv auf. Deren Queer-Beauftragter, Sven Lehmann (Grüne), sagte: „Damit unterstreicht der DFB seine Bemühungen um Akzeptanz und Teilhabe von LSBTIQ im Fußball. Mit der neuen Regelung kann der Fußball seine Vorbildfunktion unter Beweis stellen. Jeder Mensch sollte diskriminierungsfrei Fußball spielen können.“
Begeistert ist auch die entsprechende Lobbyorganisation, der Bundesverband Trans: „Das ist eine Entscheidung, die in die richtige Richtung geht. An Leute mit dem Personenstand ‚divers‘ oder ‚ohne Angabe‘ zu denken, hat noch keiner gemacht. Sie denken weit genug, das ist eine informierte Sache.“
„Vertrauenspersonen“ eingerichtet
Um die Fußballer zu unterstützen, die von der Männer- in die Frauenmannschaft oder wechseln wollen, richtet der DFB in den Landes- und Regionalverbänden Vertrauenspersonen ein. Damit solle, so der Verband, der Zugang zu dem Thema „niederschwellig gehalten werden“.
Bislang war das in den Spielerpässen eingetragene Geschlecht „männlich“ oder „weiblich“ maßgeblich für die Erteilung des Spielrechts. Dies ändert sich nun. DFB-Vizepräsidentin Sabine Mammitzsch sagt, damit habe man eine Rechtsunsicherheit beseitigt: „Die Landes- und Regionalverbände, aber auch Zuständige an der Basis signalisieren seit längerem, daß Unsicherheiten herrschen, wie in der Praxis mit trans*, inter* und nicht-binären Spieler*innen umgegangen werden soll.“ (fh)