REUTTE. Der Bürgermeister der Tiroler Gemeinde Reutte, Alois Oberer (parteilos), hat Vorwürfe zurückgewiesen, mit einer Deutschpflicht im örtlichen Kindergarten andere Sprachen verbieten zu wollen. Für die Eltern gelte es dennoch, Deutsch zu sprechen. „Wir haben 13 verschiedene Sprachen im Kindergarten und da darf man erwarten, daß die Eltern mit dem Kindergarten-Personal auf Deutsch kommunizieren“, teilte Oberer laut der Nachrichtenagentur dpa mit.
Am Eingang der Einrichtung ist ein Schreiben angebracht, auf dem „Liebe Eltern, ab hier wird Deutsch gesprochen“ zu lesen ist. Aufmerksamkeit bekam die Anweisung aber erst, als die Tiroler Tageszeitung darüber berichtet hatte. Laut dem Blatt haben 65 Prozent der Kinder eine andere Muttersprache als Deutsch.
Oberer: Medien bauschen Problem auf
Eine Kritikerin der Maßnahme ist die pädagogische Beraterin für Tiroler Gemeinden, Nina Redlich. „Wir alle müssen uns in unserer Gesellschaft mit dieser Vielfalt an Sprachen und Kulturen auseinandersetzen. Es ist wichtig, sich auf Neues einzulassen“, sagte Redlich der Plattform meinbezirk.at. Auch der Grünen-Gemeinderat Ahmed Demir ordnete das „Deutschsprachgebot“ als nicht hilfreich ein. Pädagogen sollten in Bildungseinrichtungen mehr Unterstützung bekommen, forderte Demir. „Da helfen keine Zettel mit einem indirekten Verbot anderer Sprachen.“
Der österreichischen Rundschau erklärte der Reutter Bürgermeister, er könne die Aufregung nicht verstehen. Das Schild hänge schon seit Monaten dort. „Von den Eltern kam nicht eine Beschwerde“. Manche Medien hätten rassistische Schlüsse gezogen und überhaupt viel Falsches berichtet. Im Ort würde viel für die Sprachförderung getan. Zudem betreffe die Deutschpflicht die Eltern der Kinder, hob Oberer hervor. (hr)