Punkt 10.25 Uhr reihte sich Arafat Abou-Chaker mit weißer Mundschutzmaske in die Reihe der Trauergäste vor dem Berliner Neuen Zwölf Apostel Friedhof ein. Der Clan-Chef kam zur Beerdigung seiner Mutter. 200 Polizeibeamten sicherten bei strahlendem Sonnenschein die Straßen rund um den Friedhof in Berlin Schöneberg.
Die Zufahrt zum Friedhof war mit Gittern abgesperrt. Gegenüber des Eingangs hatten sich Journalisten mit ihren Kameras und Mikrofonen postiert. 700 Trauergäste, viele in Trainingsjacken, Latschen und Palästinensertüchern, waren auf dem Friedhof, schätzte eine Polizeisprecherin. Die Mutter von Arafat Abou-Chaker soll 1951 geboren worden sein, hatte neun Kinder. Sie war in der Nacht zum Dienstag gestorben, nachdem sie an dem Corona-Virus erkrankt war. Ihr Sohn hatte auf Instagram ein Bild mit einer Kerze gepostet und den Worten: „Wir gehören Allah und wir werden zu ihm zurückkehren“.
Abou-Chaker steht vor Gericht
Die Familie stammt aus dem Libanon und einige Mitglieder werden immer wieder mit schweren Straftaten in Zusammenhang gebracht. Unter anderem mit dem Überfall auf das Hyatt-Hotel während einer Pokerrunde im Jahr 2010. Arafat Abou-Chaker wird zur Zeit vor dem Landgericht Berlin der Prozeß gemacht. Er soll den Musiker Bushido bedroht und erpreßt haben. Mit auf der Anklagebank sitzen drei seiner Brüder. Die Staatsanwaltschaft wirft ihnen unter anderem Erpressung, Freiheitsberaubung, gefährliche Körperverletzung und Nötigung vor.
Doch auf dem Friedhof blieb diesmal alles ruhig. Unter anderem, so berichtet die Bild-Zeitung, war auch Issa Remmo auf der Beerdigung, der Chef einer weiteren arabischen Großfamilie, von der ein Teil ebenfalls der Clan-Kriminalität zugerechnet wird. Um 12. 54 Uhr verließ Abou-Chaker die Grabstätte, umarmte einige Trauergäste und fuhr vier Minuten später im dunklen 5er BMW Touring vom Friedhof wieder weg.