KÖLN. Die Caritas hat sich fünf Jahre nach dem großen Flüchtlingsandrang hinter den Leitsatz „Wir schaffen das“ von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) gestellt. Der Ausspruch sei nicht naiv gewesen, sondern programmatisch, sagte der Kölner Diözesan-Caritasdirektor Frank Johannes Hensel laut der Katholischen Nachrichtenagentur am Montag in Köln. „Heute haben erfreulich viele Geflüchtete eine Ausbildung, eine Arbeit und einen Platz in der Gesellschaft.“
Wo Integration gefördert werde, gelinge sie auch meistens. Dies sei aber „ohne das gute Zusammenspiel von haupt- und ehrenamtlichen Kräften“ nicht zu schaffen gewesen, betonte Hensel demnach. Der Leiter der Flüchtlingshilfe „Aktion Neue Nachbarn“ im Erzbistum Köln mahnte zwar, es gebe auch viele Einwanderer, denen es schwerfalle, Fuß zu fassen.
Allerdings hätten sich „Schreckensszenarien“ von Kriminalitäts- und Kostenexplosionen nicht bewahrheitet. Vielmehr habe Deutschland von dem Flüchtlingszuzug profitiert: „Durch Verstärkung am Arbeitsmarkt, gute Nachbarschaft, Hilfsbereitschaft und Vielfalt im Land.“ Wenn es Deutschland schaffe, „demokratisch legitimiert mit Menschen unterschiedlicher Kultur und Geschichte zurechtzukommen, dann haben wir ein gutes, zukunftsfähiges Gesellschaftsmodell“.
Erwartungen an Erwerbstätigkeit nicht erfüllt
Ähnlich hatten sich vor vier Wochen bereits der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Heinrich Bedford-Strohm, und der katholische Münchner Kardinal Reinhard Marx geäußert. „Die von manchen Untertönen begleiteten Befürchtungen, daß dadurch die Kriminalitätsrate in Deutschland steigen würde, haben sich nicht bewahrheitet. Bedroht wird unser Gemeinwesen nicht von Migranten, sondern von Rechtsaußen“, sagte Marx damals.
Eine vergangene Woche präsentierten Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung kam zu dem Schluß, daß sich die Erwartungen der Asylsuchenden an die Erwerbstätigkeit teilweise nicht erfüllt hätten. Eine Mehrheit der Flüchtlinge konnte demnach trotz großer Bemühungen keine Arbeit vorweisen. Besonders betroffen von der Arbeitslosigkeit sind laut der Untersuchung Frauen. Während 52 Prozent der männlichen Flüchtlinge 2018 einer Erwerbstätigkeit nachgingen, seien es bei den Frauen nur 14 Prozent gewesen. (ls)