HAGEN. Das Buchhandelsunternehmen Thalia hat die Forderung abgelehnt, Bücher des Vegan-Kochs Attila Hildmann wegen Ermittlungen gegen ihn nicht mehr anzubieten. „Grundsätzlich wollen wir als Buchhändler weder zensieren noch Diskussionen vorwegnehmen, indem wir Titel, die keinen Anlaß für inhaltliche Beanstandungen bieten, aus dem Sortiment nehmen“, teilte Thalia am Montag mit. Das Unternehmen distanziere sich zwar von Hildmanns Ansichten, die Debatte darüber solle jedoch „nicht am Kochbuchregal ─ sondern gesamtgesellschaftlich“ geführt werden.
Thalia reagierte damit auf die E-Mail einer selbstbezeichneten „Premium Kundin“. Diese hatte sich in einer E-Mail an das Unternehmen gewandt und angedeutet, künftig woanders einzukaufen, falls es Hildmanns Bücher im Sortiment behalte. Zudem drängte sie auf eine Distanzierung von dem prominenten Koch, da Thalia eine „moralische Verpflichtung“ gegenüber seinen Kunden habe. Das Schreiben schloß die Verfasserin mit vermeintlichen Beweisen für Hildmanns Verfehlungen ab.
Polizei leitet Anzeigen gegen Hildmann ein
Thalia machte darauf aufmerksam, daß die Kaufentscheidung für oder gegen ein Buch allein beim Kunden liege. Das Unternehmen riet der Kundin, sich an die Polizei zu wenden, wenn sie strafrechtlich relevante Tätigkeiten seitens Hildmann beobachte.
Die Beamten teilte am Montag mit, daß gegen Hildmann Ermittlungen wegen Volksverhetzung und Bedrohung eingeleitet wurden. Er habe bei einer Versammlung am vergangenen Samstag den Holocaust verharmlost und Personen des öffentlichen Lebens gedroht, schrieb die Berliner Polizei auf Twitter.
Thalia verteidigte schon einmal die freie Kaufentscheidung seiner Kunden
Die digitalpolitische Sprecherin der AfD-Fraktion, Joana Cotar, riet, wem ein Buch nicht gefalle, der solle es nicht kaufen. „Aber hört endlich auf nach Zensur zu rufen und Händler unter Druck zu setzen“, forderte sie auf Twitter.
Ihr wollt kein Buch von #AtillaHildmann? Dann kauft es nicht! Aber hört endlich auf nach Zensur zu rufen und Händler unter Druck zu setzen! #Thalia #Freiheit
— Joana Cotar, MdB (@JoanaCotar) July 20, 2020
Mit seinem Bekenntnis zur Meinungsfreiheit bleibt Thalia seiner Linie treu. Bereits 2016 hatte das Unternehmen den Verkauf von Titeln des Kopp-Verlags verteidigt und betont, durch sein Sortiment verschiedene Perspektiven zu aktuellen Diskussionen zu bieten. (zit)