BERLIN. Eine Berliner Initiative hat die Umbenennung der Martin-Luther-Straße gefordert. Der Kirchenreformator habe „in seiner Zeit für ausgebeutete Menschen, Minderheiten und Frauen eine sehr negative Rolle gespielt und – wo immer es ging – Öl ins Feuer der Auseinandersetzungen gegossen und bitterbösen Haß gesät“, schreibt das „Prista-Frühbottin-Straßen-Team“ in einem Papier, das der Taz vorliegt.
Überdies sei sein Name „Symbol für obrigkeitsstaatliche Hörigkeit bis ins Preußische Kaiserreich hinein. Für die Menschen unserer Zeit ist sein Name nicht erinnerungswürdig“. Die Gruppe wirft Luther Intoleranz vor. Er habe gegen Juden gehetzt, Frauen verächtlich gemacht und Moslems „Diener des Teufels“ genannt. Überdies habe er gefordert, behinderte Kinder zu ertränken.
Auch Karl-Marx-Straße soll umbenannt werden
Die Martin-Luther-Straße solle deshalb nach Prista Frühbottin benannt werden. Die um 1490 geborene Wittenbergerin war 1540 zusammen mit ihrem Sohn hingerichtet worden, weil sie der Zauberei beschuldigt worden war. Die betroffene Straße ist eine wichtige Nord-Süd-Achse im Stadtteil Schöneberg. Die in dem Stadtteil regierenden Parteien SPD, Grüne und Linkspartei äußerten sich skeptisch bis ablehnend zu dem Vorschlag. Bereits anläßlich des Jahres zum 500. Reformationsjubiläums 2017 hatte es eine Debatte um judenfeindliche Äußerungen Luthers gegeben.
Die Forderungen nach der Straßenumbenennung reiht sich ein in eine Serie ähnlicher Debatten. So hatte die Bezirksverordnetenversammlung in Berlin-Mitte im August entschieden, die Mohrenstraße im Ortsteil Wedding in Anton-Wilhelm-Amo-Straße umzubenennen. Vor kurzem hatte es auch Forderungen gegeben, den Namen des U-Bahnhofs Karl-Marx-Straße zu ändern. (ls)