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Öko-Konformismus: Politik geht durch den Magen

Öko-Konformismus: Politik geht durch den Magen

Öko-Konformismus: Politik geht durch den Magen

Einkaufskorb im Biomare-Lade
Einkaufskorb im Biomare-Lade
Öko-Konformismus
 

Politik geht durch den Magen

Was passiert, wenn ein Bio-Supermarkt die Kriterien der Nachhaltigkeit politisch auslegt, zeigt sich in Leipzig. Der Kampf zur Verengung des politischen Spektrums macht auch vor dem Einkaufskorb nicht halt.
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Die Leipziger Bio-Lebensmittelkette Biomare hat Produkte der Spreewälder Hirsemühle aus dem Sortiment genommen. Was erstmal nach einer Nichtigkeit vom Rande Deutschlands klingt, ist doch ein Zeichen der politischen Verspannungen. „Ausgelistet“, wie Biomare schreibt, wurden die Produkte der Hirsemühle, weil deren Chef AfD-Kreisvorstandsbeisitzer ist.

Dies widerspreche der „wichtigsten Aufgabe von Biomare“, nämlich „ein nachhaltiges Sortiment zusammenzustellen“, erläutert die Kette mit drei Filialen. Das leuchtet nicht jedem sofort ein, deshalb erklärt Geschäftsführer Malte Reupert den Kunden: Die AfD „leugnet den menschengemachten Klimawandel“. Und durch die Funktion in der Partei stelle sich „der maßgebliche Entscheider der Spreewälder Hirsemühle gegen die Werte der Biomare und der gesamten Bio-Branche“.

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Wenn die Gefühle das Denken diktieren

Offenbar erkennt Reupert im Betreiber der Hirsemühle einen Gegner. Klar, er ist ja auch selbst Vorstandssprecher der Grünen im Kreisverband Nordsachsen. Der Fairneß halber und vielleicht um zu zeigen, daß er durchaus gesprächsbereit ist, hatte der Biomare-Gründer vorab den Geschäftsführer der Hirsemühle mit seinen Vorwürfen konfrontiert. „Bis zur Veröffentlichung am 26.7. haben Sie gern Gelegenheit, eventuelle Irrtümer oder falsche Schlußfolgerungen aufzuklären. (…) Für einen konstruktiven Dialog stehen wir zur Verfügung.“

Der AfD-Mann verfaßte „in der Hoffnung, noch auf ein Fünkchen demokratisch-freiheitlichen Restverstandes zu stoßen“ ein durchaus emotionales Antwortschreiben mit fast 20.000 Zeichen, fast 4.500 Wörtern, fast 5 Seiten A4-Blätter, auf denen er seine Sicht auf Flüchtlinge und den Klimawandel erklärt. Reupert antwortete: „Sie sind zutiefst gekränkt“ und „ehrlich gesagt, sind Ihre Unterstellungen so absurd und paranoid, daß sie mich damit zum Schmunzeln gebracht haben“. Lachhaft, diese Argumente des politischen Gegners.

Reupert schließt mit den Worten: „Wir (das heißt die damit befaßten Wissenschaften) wissen heute auch, daß unser rationaler Verstand ein Werkzeug unserer individuellen Gefühlswelt ist und die Argumente damit den Vorgaben der Gefühlslage folgen. Daher werde ich mich auch nicht mit ihren phantasiereichen ‘Argumenten’ auseinandersetzen – denn im Zustand der emotionalen Überflutung ist kaum ein Mensch offen für ein kritisches Denken gegen den Strom der eigenen Gefühle.“

Wie wahr, wie wahr. Es geht doch nichts über ein geschlossenes Weltbild.

Den kompletten Schriftverkehr können Sie hier nachlesen.

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