GELSENKIRCHEN. Die Polizei Gelsenkirchen hat Ermittlungen wegen Nötigung gegen selbst ernannte moslemische Religionswächter aufgenommen. Die Männer und Frauen hatten im November und Dezember vergangenen Jahres damit gedroht, Supermärkte „kurz und klein zu schlagen“, wenn diese nicht eine Wodka-Marke aus dem Sortiment nähmen, die angeblich den Propheten Mohamed verunglimpft, berichtet die Westdeutsche Allgemeine Zeitung.
Gegenüber einem REWE-Marktmitarbeiter habe der 41 Jahre alte Mann, der in Begleitung von Frauen unterwegs war, erklärt, das Logo der Wodka-Flasche habe in der linken Hälfte Ähnlichkeit mit dem arabischen Schriftzug für Mohamed. Die Schlange im rechten Teil des Logos würde den Schriftzug, der symbolisch für den Propheten stehe, auffressen. Es handelt sich dabei um einen Schnaps der Marke Kaliskaya.
Erinnerungen an Scharia-Polizei von Wuppertal
Die Polizei hatte zunächst davon abgesehen, den Fall öffentlich zu machen. Grund sei der Schutz der weiteren Ermittlungen. Ein Mann wurde inzwischen als Täter identifiziert. In drei Fällen wird wegen Nötigung ermittelt. Laut Meinung von Zeugen habe der Vorwurf „Lästerung des Propheten“ nur als Vorwand gedient, um den Ladeninhaber wegen des Wodkas unter Druck zu setzen.
Der Fall erinnert an die selbst ernannten Scharia-Polizisten von Wuppertal, die im September 2014 mit Warnwesten durch die nordrhein-westfälische Stadt patrouilliert waren. Auf einigen der orangefarbenen Warnwesten stand „Shariah Police“. Das Landgericht Wuppertal sprach die sieben angeklagten Islamisten zunächst frei. Anfang des Jahres hob der Bundesgerichtshof die Freisprüche auf. (tb)