DÜSSELDORF. Knapp jeder vierte Lehrer in Deutschland ist schon einmal Opfer psychischer Gewalt von Schülern gewesen. Das ergab die erste repräsentative deutschlandweite Umfrage des Lehrerverbandes Bildung und Erziehung (VBE). Demnach wurden 23 Prozent der Befragten schon einmal bedroht, gemobbt oder beleidigt.
Sechs von 100 Lehrern sind der Umfrage zufolge schon einmal körperlich von Schülern angegriffen worden. Hochgerechnet seien damit mehr als 45.000 Lehrkräfte bereits Opfer von tätlicher Gewalt geworden. An jeder zweiten Schule dürften damit Schüler Gewalt gegen Lehrer ausgeübt haben.
Die meisten Attacken in Nordrhein-Westfalen
Besonders an Haupt-, Gesamt- und Förderschulen kommt es zu körperlicher und psychischer Gewalt. 38 Prozent der Lehrkräfte an Förderschulen hätten bereits physische Übergriffe erlebt.
Die meisten Attacken finden in Nordrhein-Westfalen statt. So berichtete ein Viertel der Lehrer aus dem Bundesland von derartigen Vorfällen in den vergangenen fünf Jahren. In Bayern und Baden-Württemberg waren es nur 14 und 13 Prozent. Auffällig ist auch, daß selbst jeder zehnte Grundschullehrer (zwölf Prozent) bereits Erfahrung mit Schülergewalt gemacht hat.
Gewalt gegen Lehrer immer noch Tabuthema
„Wir waren überrascht über die Größenordnung“, sagte der VBE-Vorsitzende Udo Beckmann bei der Vorstellung der Zahlen. „Viel zu oft wird das Problem kleingeredet.“ Mehr als 57 Prozent der Lehrer sehen Gewalt gegen Lehrkräfte als „Tabuthema“ an. Nur wenige Fälle werden angezeigt.
Beckmann forderte, Vorfälle künftig verpflichtend zu dokumentieren und Statistiken zur Gewalt in Schulen zu veröffentlichen. Lehrer müßten auch besser von Schulbehörden unterstützt werden. (gb)