BERLIN. Der Historiker Wolfgang Benz hat Pegida für Brandanschläge auf geplante Asylunterkünfte verantwortlich gemacht. „Wutentbrannte Einheimische demonstrieren derzeit gegen Bürgerkriegsflüchtlinge. Der Aufruhr bürgerlicher Bosheit gegen Flüchtlinge ist symptomatisch für den Zustand der Gesellschaft“, schrieb Benz in einem Beitrag für den Tagesspiegel.
Alleine im ersten Halbjahr 2015 habe es mehr Anschläge gegen Asylunterkünfte gegeben als im gesamten Jahr zuvor. „Die Saat der Ausländerfeinde ist aufgegangen, die Schläger und Brandstifter der NPD und sonstiger rechtsextremer Observanz führen aus, was räsonierender und pöbelnder Mittelstand vor Wohnheimen und auf Pegida-‘Spaziergängen’ intendiert hat“, beklagte der Historiker und „Vorurteilsforscher“.
„Bürger randalieren und grölen“
Als seien sie persönlich bedrängt und würden zur Kasse gebeten, „randalieren Bürger in Tröglitz, in Freital oder Heidenau nächtelang vor Flüchtlingsunterkünften, grölen ausländerfeindliche Parolen, üben Gewalt. Brandstiftung gegen Wohnheime, als vorbeugende Maßnahme zur Abwehr von Flüchtlingen, artet im Sommer und Frühherbst 2015 zum Volkssport aus“, phantasierte Benz.
Zwar sei Pegida organisatorisch als Versuch zur Gemeindebildung gescheitert. Als Protestbewegung aus der Mitte der Gesellschaft behalte das Bündnis aber eine Brückenfunktion zum Rechtsradikalismus.
Und Rechtsextremismus, so Benz, sei schließlich mehr als eine Randerscheinung und beginne bereits in der Mitte der Gesellschaft. „Demagogen setzen die Zeichen, Rechtsextreme fachen die Wut der Unbedarften an“, warnte er. Die Täter und ihre Sympathisanten gehörten auch zum Kreis der Wohlsituierten, die keine materiellen Sorgen hätten und denen nichts weggenommen werde, „die aber von Ressentiments geleitet glauben, etwas verteidigen zu müssen, das sie für bedroht halten“. (krk)