BERLIN. Der Intendant das Berliner Ensembles, Claus Peymann, hat die Verhinderung einer Lesung von Thilo Sarrazin durch Linksextremisten scharf kritisiert. „Es war ein undemokratisches, nazihaftes Gepöbel, dem wir uns schließlich beugen mußten“, sagte er der Welt. „Diese unbelehrbaren ‘Linken’ benehmen sich wie die Brandstifter von Hoyerswerda.“
Er warf den Störern unter anderem vor, die Besucher der Lesung im Berliner Ensemble angegriffen zu haben. „Sie brüllen nur, beschimpfen normale Zuschauer als Nazis und Rassisten. Sie haben sogar Leute geschlagen, draußen vor dem Theater.“ Er habe nur die Hoffnung, „daß sie sich mittlerweile schämen. Vielleicht bleibt ihnen ja der Sieg, den sie in der Matinee des Berliner Ensembles errungen zu haben glauben, im Halse stecken. Es war kein Sieg. Es war eine peinliche Niederlage.“
„Sarrazin gehört zu unserer Gesellschaft“
Zugleich verteidigte er jedoch, nicht die Polizei gerufen zu haben, um die Extremisten aus dem Saal zu entfernen. Er habe nicht gewollt, „daß in meinem Haus Gummiknüppel über die Meinungshoheit entscheiden“. Er selbst sei zudem nicht vor Ort gewesen. „Alle Entscheidungen der Theaterleitung in dieser Sache habe ich mitgetragen.“
Peymann ging dabei auch hart mit Sarrazin ins Gericht. Dieser sei „irgendwie ein Spinner und nicht ganz frei von einer gewissen konfusen Logik“. Vieles von dem, was er sage, sei „unappetitlich“. Er stellte jedoch klar: „Sarrazin gehört zu unserer Gesellschaft. Er spricht die Ängste aus, die offenbar viele Menschen in Westeuropa und speziell in Deutschland haben.“ (ho)