ROSTOCK. Jan „Monchi“ Gorkow, Sänger der einst vom Verfassungsschutz als linksextrem eingestuften Band „Feine Sahne Fischfilet“, hat angeblich seine politische Einstellung geändert: „Ich sehe mich auch gar nicht als Teil von der linken Szene“, sagte er in einem dpa-Interview. Anlaß ist die Veröffentlichung des neuen Albums.
Dennoch schärfte er erneut sein Antifa-Profil. Ihn habe schockiert, daß die AfD in seiner mecklenburg-vorpommerschen Heimatstadt Jarmen 54 Prozent der Zweitstimmen erhalten habe: „Ich kann verstehen, daß Leute sich in den letzten Jahren punktuell von demokratischen Parteien nicht abgeholt gefühlt haben, aber diese nationalen Jammerlappen finde ich unerträglich.«
Anders als Menschen aus städtischen Vierteln sei er selbst immer wieder mit Rechtsextremismus konfrontiert: „Was wollen mir irgendwelche Leute aus Kreuzberg erzählen? Die hauen irgendwelche Parolen raus, die wissen doch gar nicht, was Rechtsruck ist.“
Die linken Haßtexte von „Feine Sahne Fischfilet“
„Feine Sahne Fischfilet“ ist vor allem mit Haßtexten gegen die Polizei („Die Bullenhelme – sie sollen fliegen / Eure Knüppel kriegt ihr in die Fresse rein“) und Passagen wie „Deutschland verrecke“ bekannt geworden.
Dennoch hatte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier für die Band geworben, als diese im „Kampf gegen Rechts“ in Chemnitz auftrat, nachdem dort ein Migrant 2018 auf dem Stadtfest einen Deutschen erstochen hatte. Inzwischen taucht die Gruppe auch nicht mehr in den Verfassungsschutz-Berichten auf.
Einen echten Gesinnungswandel hat Gorkow wohl nicht durchlebt. Vielmehr meint er jetzt zum Links-Rechts-Schema, „diese Schubladen sind mir irgendwann immer viel zu klein und ich merke, daß ich da nicht reinpasse.“
„Nicht immer die Nadel im Heuhaufen zu suchen“
Dennoch kritisierte er die Szene: „Der 16jährige Monchi hätte sich nicht von den Linken angesprochen gefühlt. Das hätte mich völlig abgeschreckt, dieses Erhabene, dieses alles immer nett und keine bösen Wörter. Nie darfst du scheiße gewesen sein.“
Es gehe darum, bei rassistischen oder homophoben Äußerungen klare Kante zu zeigen, aber „nicht immer die Nadel im Heuhaufen zu suchen“. (fh)