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Sawsan Cheblis Buch „Laut“: First Göre

Sawsan Cheblis Buch „Laut“: First Göre

Sawsan Cheblis Buch „Laut“: First Göre

JF-Autor Matthias Matussek wendet sich in einem offenen Brief direkt an die SPD-Politikerin Sawsan Chebli, um ihr neues Buch „Laut“ zu besprechen Foto: picture alliance/dpa | Christophe Gateau
JF-Autor Matthias Matussek wendet sich in einem offenen Brief direkt an die SPD-Politikerin Sawsan Chebli, um ihr neues Buch „Laut“ zu besprechen Foto: picture alliance/dpa | Christophe Gateau
JF-Autor Matthias Matussek wendet sich in einem offenen Brief direkt an die SPD-Politikerin Sawsan Chebli, um ihr neues Buch „Laut“ zu besprechen Foto: picture alliance/dpa | Christophe Gateau
Sawsan Cheblis Buch „Laut“
 

First Göre

Mit einem offenen Brief antwortet Matthias Matussek auf Sawsan Cheblis neues Buch „Laut“. Darin findet er nicht nur viel Selbstbeweihräucherung, sondern auch eine Menge selbst verursachter Widersprüche.
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Liebe Sawsan, die JUNGE FREIHEIT bat mich, Ihr Buch „Laut“ zu rezensieren, und ich hatte nach der Lektüre das Gefühl, ich müsse mich direkt an Sie wenden und nicht so ein kaltes, feindseliges Ding wie eine Rezension zwischen uns schieben, so „boom“, wie sie gelegentlich in dem Ding schreiben. Sie streuen auch gerne sogenannte Jugendsprache ein, Sie schreiben von „call“ oder „communities“, als ob H&M eine neue Kollektion an woke Teenager verhökern wolle, was in ihrem Fall, mittlerweile Mutter eines Kindes, albern wirkt.

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Nein, ich möchte „in einen Dialog mit Ihnen treten“, auch weil ich glaube, daß Sie sich mit den falschen Leuten, ja mit falschen Freunden umgeben, ich nenne nur diesen von Ihnen öfter zitierten Sascha Lobo, dieser Irokesenbürste, die ja ebenfalls aus der Werbung kommt, die allen das erzählt, was sie hören wollen, auch und besonders Ihnen.

Auch ich bekomme Haß im Netz ab

Zunächst ist mir die Feststellung wichtig: Ich hasse Sie nicht. Denn ich lese, auf dem Rücken ihres Buches „Laut“, daß für Sie „kaum ein Tag ohne Hetze und Haß“ vergeht.

Ich verabscheue Haß. Hetze erst recht. Ehrlich. Auch für mich übrigens vergeht kaum ein Tag ohne Haß und Hetze, weshalb ich mich Ihnen erst mal verbunden fühle.

Das Kuriose ist nur, daß die Leute, die mir Mails schreiben oder twittern, daß sie mir den Tod wünschen, oder daß ich am besten abgetrieben worden wäre, oder daß ich mal ordentlich von einem Kerl durchgefi…t gehöre, sämtlich von Leuten stammen, die politisch eher zu Ihrem Umfeld gehören, also den Jusos oder der Antifa. Weil sie den mir unterstellten Haß so sehr hassen. Das kann bis zum Mord gehen.

Die Hamburger Indymusikgruppe „Egotronic“, Inspiration für die wegen Mordverdachts gesuchte Clara Judith Wittkugel der neuen grünen RAF, ließ in einem ihrer Musikvideos sogar eine Killerin („Lady Death“) auf mich los, die mich auf einer (nachgestellten) Geburtstagsparty ins Visier nahm, um meine Frau und mich dann abzuballern.

Wenn die Zeitform Streiche spielt

Allerdings ist mir einiges unverständlich geblieben bei der Lektüre ihres Buches, vielleicht können Sie mir helfen. Gleich vorne schreiben Sie: „Daß die Haßrede in sozialen Medien kein Spartenthema mehr ist, wurde mit dem Mord an Walter Lübcke klar. Spätestens seit der Übernahme von Twitter durch Elon Musk, den reichsten Mann der Welt, Ende Oktober 2022 kommt man nicht mehr daran vorbei“.

Liebe Sawsan, ich für meinen Teil komme nicht an dieser inkohärent dahingeschmierten und schlampig formulierten Katastrophe vorbei, und ich weiß nicht, ob jemand und wer diesen – Pardon – selbstgerechten woken Görenkäse gegengelesen hat, aber der Mord an Walter Lübcke konnte ja schon rein zeitlich nichts mit der Twitterübernahme durch Musk zu tun haben. Die kam erst sehr viel später.

Und ob ausgerechnet das zuvor sehr eingehegte Twitter den rechtsradikalen Killer zu seinem Verbrechen animierte, ist sehr zweifelhaft – der Kasseler Regierungspräsident hatte durch seine Äußerung, nämlich, daß Kritiker der merkelschen Immigrationspolitik doch besser das Land verlassen sollten, auch ohne Twitter nicht wenige verstört.

Mit erhobenem Mittelfinger ins linke Establishment

Aber immerhin holen Sie sich in einem „Call“ mit Sascha Lobo einen Beschützermann an die Seite. Der nannte „den Mord an Lübcke ‚einen katastrophalen Beleg‘ dafür, daß Haß aus dem Netz sehr leicht ins reale Leben reinschwappt“, auch wenn er Sie dahingehend korrigiert, daß der Mörder Lübckes Äußerung live erlebt hat und nicht übers Netz. Es schwappt einfach rein.

Liebe Sawsan, mir kommt der Verdacht, daß Ihnen mit diesem Buch jemand einen ganz üblen Streich gespielt hat. Und vielleicht war dieser jemand Ihre Eitelkeit als First Göre, denn Sie sind sehr um Ranschmeißen bemüht. Ja, alle wissen, daß Sie das elfte von zwölf Kinder eines Libanesen sind, dessen Asylstatus dreimal abgelehnt wurde.

Von ihm sagten Sie mal, daß er nach 40 Jahren in Deutschland immer noch kein Deutsch könne, aber besser integriert sei „als so mancher AfD-Wähler“, was selbstverständlich alle hören wollen, und dann schildern Sie – mit einem erhobenen Mittelfinger gegen das rechte „Pack“ – ihren kometenhaften Aufstieg ins linke Establishment. Eben Laut.

Die wie auch immer geartete Schönheit

Gleich im ersten Kapitel schreiben Sie von der leidlich bekannte Ersthetze, deren Opfer Sie wurden, als Sie die öffentliche Bühne betraten. Das war, als Ihnen in der deutsch-indischen Gesellschaft durch den Gastgeber entgegengerufen, nein -geschleudert wurde: „Ich hatte keine so junge Frau erwartet. Und dann sind Sie auch noch so schön“.

„Wie bitte?“ schreiben Sie. „Bedeutet meine wie auch immer geartete Schönheit, daß ich nicht als seriöse Vertreterin meines Bundeslands erkannt werde? Haben Politikerinnen automatisch unattraktiv zu sein?“ Da, liebe Sawsan, treffen Sie bei mir den Punkt. Wie kann man so primitiv vom Äußeren auf das Innere schließen.

Auch ich habe es gründlich satt, ständig als „gutaussehender Adonis“ oder „schön“ oder „mordsattraktiv“ apostrophiert zu werden, oder eben auch, ja eigentlich viel öfter, als „alter weißer Mann“, aber wie auch immer: ich bin voll bei Ihnen, es ist nicht schön auf sein Äußeres reduziert zu werden, beziehungsweise auf meine wie auch immer geartete Schönheit.

„Rolexgate“ oder: Die Reichen haben‘s schwer

Sodann mit Kapitel zwei der nächste Anlass zu Haß und Hetze: „Rolexgate“. Sie nennen das im Untertitel beim Namen: „Klassismus: gegen sozialen Aufstieg“. Klassismus ist ein Begriff aus dem Bereich der Identitätspolitik, aus der Wunderwelt des Wokismus, der ein Fußbad im guten alten Marxismus nahm. Er bedeutet „Diskriminierung und Unterdrückung von Menschen aufgrund ihres vermuteten oder wirklichen sozialen Status.“ Also in Ihrem Fall, liebe Sawsan, so eine Art Verächtlichmachung der Reichen. Oder zumindest der sozialen Aufsteiger.

Das ist absolutes Neuland für mich, gerade als einstiger Sozialist und Maoist, der ich gewohnt war, die herrschende Klasse und die Geldsäcke auf das Übelste zu beschimpfen. Das war nicht richtig, das sehe ich jetzt ein. Die da oben haben auch ihre Probleme. In Ihrem Fall eine Rolex.

Denn da war dieser Twitter-User, der das Foto gepostet hat, und zwar kurz nachdem der damals noch regierende Bürgermeister Michael Müller Sie mit dem ausgesprochenen Gaga-Job einer „Staatssekretärin für Bürgerschaftliches Engagement und Bevollmächtigten des Landes Berlin beim Bund“ für was auch immer belohnt hatte.

Doch dem Twitter-User „ging es gar nicht um meinen Gesichtsausdruck oder etwa meine damalige Position“, sondern er stellte eine Anzeige von Rolex daneben, der Sie entnahmen, daß ihr Chronometer eine „Datejust 36“ war und 7.300 Euro kostet. Subtext: Das geht bei einer Arbeitervertreterin gar nicht!

Selbstmittleid im Familienpack

Der Shitstorm war unmenschlich. „Ich ging ins Bad und stellte die Dusche an. Während das Wasser auf meine Haut prasselte, hallten die Worte in meinem Kopf wieder: Otto Normalverbraucher? Nie was richtig gearbeitet? Protz?“

Auch ich stelle mich nach Beleidigungen (als „Nazi“) erst einmal nackt unter die Dusche, um meine Haut mit Salbei und Lavendel und güldenem Balsam zu pflegen – und ich schreibe das jetzt nicht, um die schmutzige Fantasie meiner JF-Leser und unvermeidlichen Fans zu erregen, sondern um mich zu fragen: Was würde der Otto Normalverbraucher jetzt tun? Würde er die Rolex ablegen?

„Als Kind war ich froh“, fahren Sie fort, „wenn ich überhaupt etwas besaß. Meine jüngere Schwester erzählte mir neulich, daß ich nur zu gern eine abgelegte Levi’s 501 von meinem Bruder anzog.“

Schauen Sie, liebe Sawsan, in meiner Jugend hätte ich mit der Jeans-Kaliberbezeichnung 501 gar nichts anfangen können. Ich war der vierte von fünf Brüdern und trug auf, was von oben runterkam. Die schönen, aber uniformen Pullover hatte meine Mutter nachts auf ihrer Strickmaschine erschuftet. Großvater war Schneider aus Schlesien, und oft hieß es dort, wie mir erzählt wurde, „Kinder betet, Vater schneidet zu“. Ein falscher Schnitt ins teure Tuch wäre das Verhängnis gewesen. Es wurde viel gebetet bei uns.

Ich weiß also genau, was Sie durchzumachen hatten. Sie haben sich offenbar durch Wolken aus Haß und Hetze hindurch – die mir allerdings auch nach der Hälfte der Lektüre-Strecke in all den parfümierten Eigenreklamewolken – einen gut dotierten Posten in der linksgrünen Bürokratie ergattert, wobei Ihnen sicher der doppelte Opferstatus als Immigrantenkind und als Frau von „wie auch immer gearteter Schönheit“ zum Vorteil geriet.

Islam unterm Genderstern

Aber liebe Sawsan, müssen Sie sich denn dafür gleich über 240 Seiten hinweg selber applaudieren und sich auf die Schulter küssen? Jawoll, dann doch wiederum: ja, denn jenes Kapitel 6 „Unter Generalverdacht“ mußte geschrieben werden, um die Augen zu öffnen für die Verblendungen und Verdrängungen einer selbstsüchtigen muslimischen Betriebsnudel, und zwar in Nahaufnahme. Denn da schreiben Sie über den Islam.

Zunächst ist verwirrend, daß hier nur von Musliminnen die Rede ist. Sicher, sie sind durch Doppelpunkt gendergerecht markiert, nämlich als „Muslim:innen“, aber wenn 44,1 Prozent der Deutschen jenen „Muslim:innen“ jede Zuwanderung verbieten wollen, dann meinen sie solche, die Feuerlöscher auf Rettungsautos schmeißen und zu Silvester den Bürgerkrieg aus ihrer Heimat nachstellen, also die Muckibudenbärte vor dem Doppelpunkt, und nicht die bedauernswerten stillen, weiblichen Wesen einer frauenverachtenden Religion, die hinter dem Doppelpunkt als „Muslim:innen“ auftauchen.

Alles in einen Topf also, das macht sich optisch besser und in dem schmurgelt die deutsche Hetze. Sie beklagen, daß ein muslimischer Friedhof in der Silvesternacht in Iserlohn 2022 geschändet wurde. „Vielen Medien sind solche Verbrechen nur eine kleine Randnotiz wert. Mich bringt das zur Verzweiflung“. Nach diesem Vorfall twitterten Sie: „Wieso wird es hingenommen, daß Muslime immer wieder Zielscheibe von Haß, Hetze und Gewalt sind?“

Die „Muslim:in“, also den Genderdoppelpunkt, haben Sie sich hier geschenkt, das hätte dann doch zu albern ausgesehen, besonders angesichts der Tatsache, daß der Koran eheliche Gewalt gegen die Frau, also die eventuell widerspenstige Muslimin, ausdrücklich empfiehlt. Aber, liebe Sawsan, daß Muslime immer wieder Zielscheibe von Haß, Hetze und Gewalt seien, statt vielmehr als Urheber dieser Verwüstungen identifiziert zu werden, kann wohl nur einer von der eigenen Bedeutung als „Staatssekretärin für bürgerschaftliches Engagement“ völlig benebelten SPD-Birne entgehen.

Kritik ja, aber nein

Irgendwo in dieses Dauergeschwafel hinein verirrt sich der Satz „Natürlich gibt es auch Kritikpunkte.“ Sie, Sawsan, setzen sich dafür ein, daß die „muslimischen Communities“ sich „mit eigenen Fehlentwicklungen im Umgang mit Themen wie weibliche Selbstbestimmung oder Antisemitismus auseinandersetzen“. Also Sozialarbeit gegen Judenhasser. Aber ganz prima wäre doch erst mal Entwaffnung. Also die schweren Wummen, aber auch die Messer ablegen. Und dann kann man doch immer noch reden über die türkisgespritzten Ferraris.

Der jüngste verheerende Bericht über Gewaltkriminalität in Deutschland, von einer reichlich wurschtigen Innenministerin Faeser vorgetragen, verzeichnet einen Anstieg von 26,8 Prozent der Raubdelikte. Vergewaltigungen und sexuelle Nötigungen stiegen um 20,1 Prozent, schwere Körperverletzungen um 18,2 Prozent. In Zahlen: 12 000 Vergewaltigungen, 8160 Messerangriffe. Laut Statistik überproportional verübt von Immigranten aus islamischen Ländern, von sogenannten Asylsuchenden. Wie sagten Sie? „Natürlich gibt es auch Kritikpunkte.“

Verstolperter Feminismus

Kommen wir zu einem weiteren Ihrer vielen feministischen Kategorienfehler, nämlich der angeblichen Behauptung über „unqualifizierte Frauen“, also Parteifreundinnen wie Katarina Barley oder Malu Dreyer, denen trotz ihrer abgeschlossenen Studienjahre „regelmäßig die Befähigung abgesprochen wird, politisch tätig sein zu können“. Nun gut, über Dr. Franziska Giffey schweigen Sie.

Doch dann schmuggeln Sie Annelena Baerbock in die Liste. Aber gerade sie, unsere dyslexische 360-Grad-Außenministerin, genießt doch ganz besonders den Welpenschutz durch unsere Mainstream-Presse, weil sie so frisch und unbekümmert „feministische Außenpolitik“ betreibt. Jetzt im Ernst: Niemand in der staatstragenden Presse oder von den öffentlich-rechtlichen „Sykophant:innen“ spricht ihr noch die Befähigung ab, „politisch tätig zu sein“, weil sie eine Frau ist.

Und längst wirft ihr keiner mehr vor, daß sie den knapp einjährigen Lehrgang an der LSE im „Völkerrecht“ zu einem akademischen Grad aufgepimpt hat, von erfundenen Büroleitertätigkeiten und Buchplagiaten zu schweigen. Nein, die Kritik an ihr hat weder mit Baerbocks Eigenschaft als, Pardon, Frau zu tun, noch mit ihrem Mangel an Bildung, wenn sie etwa von „Kobolden“ und dem „Netz als Speicher“ drauflosplappert und von Gegenden „die Hunderttausende Kilometer weit weg sind“, um die sie sich auch kümmern will.

Ich hasse Sie nicht, Sie gehen mir nur unendlich auf den Senkel

Selbst der scharfzüngige Henryk Broder hat sich auf „Welt-TV“ bei ihr dafür entschuldigt, Baerbock kritisiert zu haben, denn sie habe mit ihrem kriegerischen Engagement für die Ukraine bewiesen, daß sie „ein großes Herz“ habe, weil sie „den Russen die Beine weghauen“ möchte, daß sie „nie wieder aufstehen können“.

Implizit hat er sich für mich entschuldigt, denn ich durfte mir auf seiner Seite ein komplett verblödetes Tagebuch der während ihres „Kanzler:Innenwahlkampfes“ auf sämtlichen Magazintiteln gehypten Trampolinspringerin und Hochstaplerin aus den Fingern saugen.

Erlassen Sie mir den Rest der Lektüre ihrer wehleidigen Werbeschrift in eigener Sache. Da ich gerade Baerbock erwähnte – Ihr, liebe Sawsan, durch und durch görenhaftes Buch „Laut“ trägt den falschen Titel. Es hätte mit „Vorlaut“ den Nagel auf den Kopf getroffen. Nein, ich hasse Sie nicht, liebe Sawsan Chebli. Sie gehen mir nur unendlich auf den Senkel.

JF-Autor Matthias Matussek wendet sich in einem offenen Brief direkt an die SPD-Politikerin Sawsan Chebli, um ihr neues Buch „Laut“ zu besprechen Foto: picture alliance/dpa | Christophe Gateau
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