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Filmkritik: Alles nur Fassadenspielerei vor der Akropolis

Filmkritik: Alles nur Fassadenspielerei vor der Akropolis

Filmkritik: Alles nur Fassadenspielerei vor der Akropolis

Die Familie aus den Protagonisten des Films steht vor der Akropolis.
Die Familie aus den Protagonisten des Films steht vor der Akropolis.
Familienbild vor der Akropolis: Der Urlaub soll die Ehe der Eltern retten Foto: https://happy-entertainment.de/akropolis-bonjour/
Filmkritik
 

Alles nur Fassadenspielerei vor der Akropolis

Komödienstoff mit Lachgarantie: „Akropolis Bonjour – Monsieur Thierry macht Urlaub“ ist die französische Variante des US-Erfolgsfilms „Ticket ins Paradies“. Darin kämpft in Mann um seine Ehe im Schatten der Akropolis.
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Sie fühlt sich einfach nicht mehr glücklich in ihrer Ehe mit ihm, eröffnet Claire Hamelin (Pascale Arbillot) ihrem Mann Thierry Hamelin (Jacques Gamblin), als sie in Paris gerade hinten bei ihm auf dem Moped sitzt. Eine günstigere Gelegenheit, ihm das zu gestehen, habe sie nicht finden können. Und jetzt wolle sie die Scheidung.

Thierry trifft diese Mitteilung wie einst seinen Leidensgenossen in „Kramer gegen Kramer“ (1979) aus heiterem Himmel. Eben war er noch mit dem Einsortieren fotografisch festgehaltener Erinnerungen aus glücklichen Zeiten befaßt, einem Hobby, das sich zur Manie ausgewachsen hat. Und nun muß der Frührentner in „Akropolis Bonjour“ verstört feststellen, daß ihm außer diesen Souvenirs aus der gemeinsamen Zeit mit seiner Frau womöglich bald nichts bleiben wird.

Kurzentschlossen startet der Foto-Fetischist das Projekt Rückeroberung. Entscheidender Baustein seiner Strategie ist dabei die famose Idee, die gesamte Familie, die 1998 gemeinsam eine unbeschwerte Zeit in Griechenland verbrachte, für eine Woche noch einmal im selben Hotel einzuquartieren. Es wäre doch gelacht, sagt sich Thierry, wenn sich so die Romantik von damals nicht wieder heraufbeschwören ließe!

Die vorgespielte Fassade bröckelt

Zwar muß er seine beiden erwachsenen Kinder Antoine und Karine dazu erst mal bestechen, weil sie sonst kaum von einem Urlaub mit Mama und Papa zu überreden sind, aber schließlich treffen alle vier doch gemeinsam an ihrem Urlaubsort an der griechischen Küste ein. Damit beginnen die Verwicklungen freilich erst. Sohn Antoine (Pablo Pauly), die gelungene Karikatur eines Hippies der Generation Instagram, baggert am Strand eine Minderjährige an und läßt sich von ihr zum Rauschgiftkonsum verleiten.

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Seine Schwester Karine (Agnès Hurstel), eine erfolgreiche Anwältin mit langweiliger Langzeitbeziehung im „Wilde Ehe“-Modus – Tisch und Bett teilen, Verantwortung ablehnen –, macht Ähnliches durch: Ihr macht ein appetitlich aussehender Grieche schöne Augen; allerdings bleibt dieser Handlungsstrang etwas unterbelichtet. Wichtiger ist dem Drehbuch, die vor Gericht stets so solide agierende Juristin mal so richtig über die Stränge schlagen zu lassen: Karine, angesteckt von griechischer Lebensfreude, besäuft sich auf einer Fete nach Herzenslust, fällt total aus der Rolle und landet schließlich in Polizeigewahrsam. Daß die heile Welt, die Claire und Thierry ihren Kindern vorspielen, nur Fassade ist, bemerken die Kinder natürlich auch irgendwann.

„Akropolis Bonjour – Monsieur Thierry macht Ferien“ wirkt wie am Reißbrett für handelsübliche Komödienstoffe mit Lachgarantie entworfen. Tatsächlich ist die Witzdichte auch recht hoch, das Niveau insgesamt allerdings eher niedrig. Vieles erinnert an die vor wenigen Monaten in die Kinos gekommene US-Komödie „Ticket ins Paradies“ mit Julia Roberts und George Clooney als verkrachtem Paar (JF 38/22), auch wenn Regisseur François Uzan den Film nicht kennen konnte, als er seine Dreharbeiten begann. Es liegt einfach daran, daß bestimmte Rezepte wie etwa das einer kriselnden Paarbeziehung, der sich durch das gemeinsame Bewältigen einer noch größeren Krise ein Ausweg aus der Krise eröffnet, immer wieder erfolgreich zur Anwendung kommen können. Zur passenden Mischung gehört auch eine angemessene Portion Gute-Laune-Musik. Dafür sorgen Katrina and the Waves mit ihrem „Walking on Sunshine“ und gleich drei Variationen von Gloria Gaynors „I Will Survive“.

Auch Akropolis bietet nur wenig Postkartenmotive

Etwas irritierend ist, daß die Schönheit des griechischen Ferienparadieses unter Uzans Regie nicht so richtig zum Strahlen kommt. Postkartenmotive à la „Hotel Paradies“ findet man in dem Filmklamauk erstaunlich wenig. „Das Griechenland, das ich zeige, ist nicht das der Kykladen und der wilden Partys auf Mykonos“, erklärt der Regisseur. „Es ist vielmehr ein sehr authentisches Griechenland. Wir hatten das Glück, daß wir an ganz wunderbaren Schauplätzen drehen konnten. Das hatten wir unserer wunderbaren lokalen Produktion zu verdanken, die sehr effizient gearbeitet hat. So konnten wir sogar morgens vier Stunden am Fuß der Akropolis drehen, am Tempel der Aphaia oder an wunderbaren Stränden.“

Die vier Stunden haben leider nicht gereicht, um von der Akropolis mehr zeigen zu können als die traurige Fassade eines Duplikats. Da würde man sich als sonnenhungriger Kinozuschauer im grauen Alltag des Winters doch etwas mehr wünschen.

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Kinostart von „Akropolis Bonjour“ ist am 16. Februar. 

Familienbild vor der Akropolis: Der Urlaub soll die Ehe der Eltern retten Foto: https://happy-entertainment.de/akropolis-bonjour/
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