Laut meinem theologischen Lehrer Wolfhart Pannenberg hat der heilige Geist eine ebenso personale wie dynamische Seite. Er ist die dritte Person der Dreifaltigkeit und zugleich die Feldkraft, die das All durchpulst. Der alt- und neutestamentliche Geistbegriff habe eine Nähe zum feinstofflich-ätherischen Pneuma-Begriff der Stoa. Und von der Stoa her ergebe sich eine verblüffende Nähe zum modernen physikalischen Feldbegriff, der sowohl Energie als auch Materie umgreift. Diese „materialistisch-energetische“ Interpretation des Geistwirkens kombinierte Pannenberg mit den klassischen personalen Zuschreibungen von Vernunft und Wille. Er wurde nicht müde zu betonen, der heilige Geist gehe streng genommen nur vom Vater (Sichtweise der Ostkirche) und nicht vom Vater und dem Sohne (westkirchliche Sicht) aus. Sein Bestreben war, den Geist ganz nahe an der väterlichen Allmacht, Allwirksamkeit, Allgegenwart zu positionieren – ihn also dem Logos als ebenbürtiges Kraftzentrum zu Seite zu stellen, anstatt ihn dem Logos unterzuordnen. Ich finde diese Geisttheologie hoch spannend, weil sie Brücken baut nach verschiedenen Richtungen, nicht zuletzt zu Teilhard de Chardins christlicher Evolutionslehre.