BONN. Die Deutsche Bischofskonferenz hat einen Leitfaden für den Umgang in Gemeinden mit Rechtspopulismus veröffentlicht. „Der Populismus, der uns mit seinen vielen alltäglichen Gesichtern herausfordert, hat sich bis tief in die Mitte der Gesellschaft hineingefressen“, stellt das Papier fest.
Besorgt sei man vor allem „über populistische Ansichten und Einstellungen inmitten unserer Kirche“. Demgegenüber stehe der katholische Glaube der „absoluten Gleichheit aller Menschen als Geschöpfe Gottes“. Das „fundamentale Gebot der Nächstenliebe“ beziehe sich gerade auf den, „der uns vielleicht am fernsten steht“.
„Fundamentalgleichheit aller Menschen“
Merkmale von Populisten, vor denen der Leitfaden warnt, seien „innere Verhärtung, angstbesetzte Selbstbezüglichkeit und Untergangsphantasien“. Die Hoffnung der Christen habe eine andere Richtung. „Wer sich von Gott gehalten weiß, kann sich mit ernsthafter Gelassenheit auf die Welt und ihre Herausforderungen einlassen.“
Das „Volk“, kritisiert die Broschüre, sei, anders als Populisten Glauben machten, nicht durch biologische Abstammung, geografische, kulturelle oder sprachliche Einheitlichkeit definiert. Oftmals sei dies bei jenen auch verbunden mit einem „revisionistischen Geschichtsbild, das etwa Verbrechen des deutschen Nationalsozialismus relativiert oder mit der Verherrlichung eines autoritären Führerprinzips“.
Zudem leugne der Rechtspopulismus „das für eine menschenrechtsbasierte Demokratie wesentliche Prinzip der Fundamentalgleichheit aller Menschen, das auf keine besonderen Merkmale wie Abstammung, Hautfarbe, Geschlecht, Leistungsfähigkeit, Religionszugehörigkeit oder Ähnliches Rücksicht nimmt“. Auch suggerierten rechtspopulistische Bewegungen, „daß deutsche Bürger den Anderen und Fremden keine Solidarität schulden würden“.
Kritik am Begriff „christliches Abendland“
Bei Debatten über Solidarität mit Flüchtlingen müsse auch mitberücksichtigt werden, daß „wesentliche Wurzeln für die aktuelle politische und ökonomische Situation im Mittleren Osten und in Afrika nicht zuletzt im Kolonialismus des 19. Jahrhunderts“ lägen, heißt es weiter. Der gegenwärtige Wohlstand westlicher Staaten werde „maßgeblich auf Kosten von Entwicklungsländern aufrechterhalten“.
Bereits Anfang des Jahres hatte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Reinhard Kardinal Marx, vor der Verwendung des Begriffes „christliches Abendland“ gewarnt. Er halte von dem Ausdruck nicht viel, „weil der Begriff vor allem ausgrenzend ist“, sagte Marx im Januar.
Hierzu ergänzt der Leitfaden: „Ohne die christliche Prägung Europas in Abrede zu stellen, kann man bezweifeln, ob ein ‘christliches Abendland’ in der behaupteten kulturellen und religiösen Homogenität je existiert hat.“ Europa fuße vielmehr auf „Werten, die sich angesichts einer Vielfalt von Kulturen und Glaubensüberzeugungen entfaltet haben“. (tb)