BERLIN. Die Schriftstellerin Juli Zeh hat ein rückständiges Werteverständnis auf dem Land beklagt. Bei der Erziehung gebe es dort mitunter noch Nachholbedarf, sagte Zeh der Basler Zeitung. „Hier draußen sagen Eltern noch zu ihren Kindern: ‘Hör auf zu heulen, sonst fängst du dir eine.’ Da gibt es noch ein paar Jahrzehnte Rückstand in der Entwicklung bestimmter Werte.“
Auch steige auf dem Land die Fremdenfeindlichkeit, berichtete Zeh, die im brandenburgischen Havelland lebt. Sie wisse von Freunden aus anderen Dörfern, „daß sich die Offenherzigkeit beim Äußern von Fremdenfeindlichkeit um den Faktor 10.000 multipliziert hat“. Gleichzeitig lobte sie jedoch den stärkeren Zusammenhalt auf dem Land. „Auf dem Dorf weiß man noch, was Hilfsbereitschaft und Loyalität bedeuten. Die Bindungen zwischen den Menschen sind stark.“
Zehs 2016 erschienener Roman „Unterleuten“ spielt in einem märkischen Dorf, in dem das Leben durcheinander gerät, als eine Investorenfirma dort einen Windpark bauen will. (krk)