WITTENBERG. Der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, hat die Entfernung des „Judensau“-Reliefs von der Wittenberger Stadtkirche gefordert. „Meiner Meinung nach gehört die Judensau ins Museum“, sagte Klein dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND).
Dort solle sie mit einem erläuternden Text versehen werden. Dieser solle verdeutlichen, „daß die evangelische Kirche mit der Entfernung der Judensau einen sichtbaren Beitrag zur Überwindung von Antijudaismus und Antisemitismus leistet“.
„Solidarisierende Beugung unter die Schuld der Väter“
Ein Mitglied der jüdischen Gemeinde Berlin hatte Klage gegen das Relief eingelegt. Die Skulptur beleidige und diffamiere jüdische Mitbürger, lautete die Begründung. Das Landgericht in Dessau-Roßlau hatte die Klage in erster Instanz abgewiesen. Da der Kläger Berufung gegen das Urteil einlegte, bearbeitet nun das Oberlandesgericht Naumburg den Fall.
Das 2017 ins Leben gerufene „Bündnis zur Abnahme des Reliefs im Reformationsjahr 2017“ forderte ebenfalls die Beseitigung der Darstellung. Es ginge darum, Christen dazu aufzurufen, sich in einer „solidarisierenden Beugung mit unter diese Schuld der Väter zu stellen“.
Vor der Klage hatten sich die Kirchengemeinde und der Wittenberger Stadtrat für einen Erhalt des Reliefs ausgesprochen. In einem Positionspapier hieß es, Geschichte solle nicht versteckt werden. Es sei ein „paradoxer Prozeß, weil etwas Negatives etwas Positives bewirken soll“. Das Relief solle vor „den Gefahren und Folgen einer abwertenden und ausgrenzenden Haltung in Kirche und Gesellschaft“ warnen. Martin Luther lebte und lehrte als Professor in Wittenberg. Im Oktober 1517 veröffentlichte er dort auch 95 Thesen zur Reformation der Kirche. (hr)