WIEN. Der Verkauf des Lego-Spielzeugbausatzes „Jabba’s Palace“ wird Ende 2013 eingestellt. Der Bausatz, der einem Bösewicht aus der Star-Wars-Filmreihe nachempfunden ist, hatte seit Jahresanfang für einen Streit mit der Türkischen Kulturgemeinde Österreich gesorgt, die sich von diesem verunglimpft fühlt. Die Behausung des Bösewichtes lehne sich deutlich an die Hagia Sophia in Istanbul an, heißt es zur Begründung.
„Es ist offensichtlich, daß für die Figur des häßlichen Bösewichts Jabba und die ganze Szenerie rassistische Vorurteile und gemeine Unterstellungen gegenüber den Orientalen und Asiaten als hinterlistige und kriminelle Persönlichkeiten bedient wurden“, hieß es in einer Mitteilung. Die Türkische Kulturgemeinde forderte sogar ein Machtwort der Europäischen Union und eine internationale Konferenz der Spielzeughersteller.
Lego widerspricht Darstellung der Türkischen Kulturgemeinde
Unklarheit herrscht jedoch über die Gründe des Verkaufsstopps. Während die Türkische Kulturgemeinde diesen als ihren Erfolg feiert, widerspricht Lego dieser Darstellung. In einer Mitteilung dankte der Verein dem Spielzeughersteller, „in einem sehr konstruktiven Gespräch“ seine Vorbehalte verdeutlicht haben zu können. „Wir bedanken uns und gratulieren Lego zu der Entscheidung.“
Lego widerspricht dieser Darstellung. Das Modell zum Jahresende auslaufen zu lassen sei bereits vor den Protesten festgelegt worden und stelle die übliche Produktionslaufzeit dar. „Es hat hier keine Änderungen an dem Produkt oder dem Termin aufgrund des Dialogs mit der Türkischen Kulturgemeinde gegeben“, bestätigte Konzernsprecherin Katharina Sasse der Welt.
Verein droht Spielzeughersteller mit dreiundzwanzig Anwälten
Dagegen wiederholte der Vorsitzende der Türkischen Kulturgemeinde, Birol Kilic, seine Sichtweise gegenüber Focus Online: „Die Einstellung zum Ende des Jahres hat hunderprozentig mit unserer Kritik zu tun.“ Sollte Lego sich weigern, das Produkt planmäßig auslaufen zu lassen oder später wieder neu auflegen, drohte Kilic mit einer Klage wegen Volksverhetzung. Dreiundzwanzig Anwälte würden dem Verein für einen Prozeß zur Verfügung stehen, warnte der Vereinsvorsitzende.
Die Hagia Sophia war bis zum Bau des Petersdoms in Rom die größte und bedeutendste Kirche der Christenheit. Nach Eroberung Konstantinopels 1453 kam es zu einem Massaker an den Einwohnern der Stadt, die sich in die Kirche geflüchtet hatten. Bis zur Säkularisierung als Museum in der türkischen Republik diente die Hagia Sophia als Moschee. Als solche war sie architektonisches Vorbild im islamischen Raum. (FA)